Maturaarbeit mit Bestnote

Sven Bättig, Maturand am Gymnasium Kirchenfeld in Bern, hat sich in seiner Maturaarbeit mit dem Einfluss von Terroranschlägen auf die Wirtschaft beschäftigt. Was hat Sven Bättig zu dieser Fragestellung motiviert? Welche Erkenntnisse hat er gewonnen? Wir haben uns mit dem Maturanden über seine Arbeit unterhalten.

Iconomix: Herr Bättig, Sie haben sich entschieden, in Ihrer Maturaarbeit den Einfluss von Terroranschlägen auf die Wirtschaft zu untersuchen. Was war Ihre Motivation dazu?

Sven Bättig: Die Motivation bestand hauptsächlich aus zwei Faktoren: Der erste war mein persönlicher Bezug zur Thematik. In meiner Kindheit hatten Terroranschläge einen grossen Einfluss auf mich. Nach dem Anschlag in Nizza (2016) erwischte ich mich ständig dabei, wie ich in einer Touristenmenge selbst Angst hatte, Opfer eines solchen Anschlags zu werden. Ein zweiter Grund war, dass Terrorismus als das Problem des 21. Jahrhunderts bezeichnet wird.

Mit Ihrer Arbeit untersuchten Sie den Einfluss von Terroranschlägen auf sechs grössere Bereiche der Wirtschaft, wie beispielsweise den Tourismus, den Aktienmarkt oder das Bruttoinlandsprodukt. Worauf lag der Fokus der Arbeit? 

Weil mich das Ausmass der Konsequenzen besonders interessiert hat, lag der Fokus darauf, den gesamten Einfluss möglichst genau zu beziffern. Somit gelang es mir, Aussagen dazu zu machen, wie viel Geld nach einem Anschlag konkret verloren gegangen ist und wie sich dieser Einfluss zu anderen Konfliktarten und insbesondere Krieg verhält.

Im Nachhinein betrachtet hätte ich mich wahrscheinlich besser nur auf einen bestimmten Teil der Wirtschaft fokussiert. Dadurch hätte ich die Thematik noch tiefgründiger und wissenschaftlicher analysieren können.

Zu welchen Erkenntnissen sind sie gekommen? Gab es Einsichten, die Sie überrascht haben?

Das Fazit war, dass Terroranschläge grundsätzlich einen negativen Einfluss auf die Wirtschaft des betroffenen Landes haben. Dieser Einfluss ist aber von vielen Faktoren abhängig, beispielsweise der Anzahl Opfer des Terroranschlags und des Entwicklungsstands eines Landes.

An was ich persönlich nicht gedacht hätte ist, dass nichtbetroffene Länder von Terroranschlägen wirtschaftlich profitieren können. Das ist durch den sogenannten Spill-over-Effekt möglich: Bei einem Terroranschlag in Norwegen zum Beispiel betrachten Touristen Schweden plötzlich als alternative Feriendestination, oder wandern Investoren in das Nachbarland ab.

 

Pascal Kappeler

Quelle: zVg. durch Sven Bättig

Sven Bättig (18) ist Maturand am Gymnasium Kirchenfeld in Bern. Momentan interessiert er sich insbesondere für Internationale Beziehungen unter Anwendung der Spieltheorie und möchte den interdisziplinären Studiengang PPE (Philosophy, Politics and Economics) absolvieren. In seiner Freizeit fährt er gerne Ski und interessiert sich für Kunst.

Pascal Kappeler

Quelle: zVg. durch Reto Marthaler

Reto Marthaler (43) ist Lehrer am Gymnasium Kirchenfeld in Bern. Er hat Betriebswirtschaftslehre mit den Nebenfächern Sport, Volkswirtschaftslehre und Recht studiert. Neben dem Unterrichten ist er leidenschaftlicher Organisator von Bewegungsangeboten für Kinder und Erwachsene und Projektleiter eines Sporthallenprojektes.

Iconomix: Eine Maturaarbeit ist die erste grössere Arbeit, bei der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wissenschaftliche Methoden anwenden. Inwiefern ist dies Sven Bättig gelungen?

Reto Marthaler: Für einen Gymnasiasten ist es meist schon eine grosse Herausforderung, eine wissenschaftliche Methode korrekt anzuwenden und eine annähernd wissenschaftliche Qualität zu erreichen. Sven Bättig ist dies sowohl bei der umfangreichen Literaturstudie wie auch bei den empirischen Methoden sehr gut gelungen. Die Methodenwahl hat er dabei selbst vorgenommen und wissenschaftliche Auswertungen bestehender Studien so angepasst, dass sie vergleichbar wurden. Dabei ist die Auswertung der SMI-Daten vor und nach Terroranschlägen besonders gut geglückt.

Portrait von Patrick Stöckli
Beitrag von:
Patrick Stöckli
erstellt am 20.05.2022
geändert am 02.04.2024