Wohlstand der Schweiz: Was steckt dahinter?

Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert legte den Grundstein für den heutigen Wohlstand in Europa. Doch warum ist gerade die Schweiz so wohlhabend? 

Im Rahmen der NZZ-Veranstaltung «Wohlstand in der Schweiz: Was steckt dahinter?» gingen der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann und die Ökonomin Monika Bütler der Frage nach, was die Schweiz besonders macht, und welchen Herausforderungen sie sich in Zukunft stellen muss. 

In seinem Einführungsreferat stellte Tobias Straumann die drei wichtigsten Faktoren vor, die aus seiner Sicht die Schweiz zu einem der wohlhabendsten Länder der Welt gemacht haben. 

Die drei Faktoren

Als ersten Faktor nannte er den europäischen Städtegürtel. Entlang dieses Gürtels, auch «blaue Banane» genannt, entwickelten sich während der industriellen Revolution eingespielte Handelsrouten, die die Häfen von Norditalien über die Schweiz und Deutschland mit Grossbritannien verbanden. 

Durch ihre günstige geographische Lage im Zentrum Europas war die Schweiz schon früh ein integraler Bestandteil der wirtschaftlichen Entwicklung in Europa. 

Als zweiten Faktor nannte Tobias Straumann die (fehlende) Grösse der Schweiz. Kleinstaaten seien einfacher zu regieren und hätten weniger internationale Verantwortung, so der Professor der Universität Zürich. Zudem würden Kleinstaaten keine Kriege beginnen, was historisch gesehen, unabhängig vom Kriegsausgang, immer schlecht für die Wirtschaft gewesen sei.

Der dritte Faktor sei die dezentrale Struktur der Eidgenossenschaft. Durch den grossen Handlungsspielraum, den sich die Kantone 1848 gegenseitig zugestanden haben, herrsche ein ausgeprägter Steuerwettbewerb und die Kantone könnten unterschiedliche Regulierungen beschliessen und durch diese Vielfalt voneinander lernen. 

Der Blick in die Zukunft

Im anschliessenden Gespräch mit NZZ-Redaktorin Damita Pressl gingen Tobias Straumann und Monika Bütler auf die künftigen Herausforderungen in einem sich stetig verändernden Umfeld ein. Dazu gehörten u.a. Zentralisierungstendenzen, die Bildung und die Migration. In vielen Antworten deuteten sie darauf hin, dass die Schweiz sehr vieles richtig mache, aber darauf achten müsse, dass dies auch so bleibe. 

Die Schweiz befindet sich heute in einem anderen Umfeld als 1848, und es wird sich zeigen, wie gut es ihr gelingt, sich in diesem sich schnell wandelnden Umfeld weiterhin zurechtzufinden und gleichzeitig jene Qualitäten zu bewahren, die sie in den letzten 200 Jahren so erfolgreich gemacht haben.

Beitrag von:
Philip Steinemann
erstellt am 29.01.2025

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