Angebot und Nachfrage
Angebot und Nachfrage

Hintergrundinformation

Angebot und Nachfrage

Definition und allgemeiner Mechanismus

Der Begriff des Gleichgewichtspreises und der Gleichgewichtsmenge ist eng mit dem Begriff des Marktes verbunden. Der Markt ist ein realer (Laden) oder fiktiver (Internet) Ort, an dem sich ein Gleichgewichtspreis einstellen wird, d.h. der Preis, bei dem das Angebot gleich der Nachfrage ist.

Die Nachfrage

Die Nachfrage nach einem Gut stellt die von einem Verbraucher oder einer Verbraucherin gewünschte Menge in Abhängigkeit vom Preis dar. Wenn der Preis hoch ist, wird die Nachfrage tendenziell niedrig sein und umgekehrt. Ein intuitiver Weg, diese entgegengesetzte Beziehung zu beweisen, ist die Erkenntnis, dass ein Verbraucher oder eine Verbraucherin in der Regel nur über begrenzte Ressourcen verfügt, um ein bestimmtes Gut zu kaufen. Im Wirtschaftsjargon spricht man davon, dass er oder sie einer Budgetbeschränkung unterliegt. Wenn also der Preis eines Gutes steigt, ist eine direkte Folge der Budgetbeschränkung, dass er oder sie weniger davon konsumieren kann. Mit anderen Worten: Die Nachfrage wird sinken.

Das Angebot

Das Angebot hingegen stellt die Menge dar, die ein Produzierender bzw. eine Verkäuferin oder ein Verkäufer in Abhängigkeit vom Preis anbietet. Wenn der Preis hoch ist, ist tendenziell auch das Angebothoch. Es gibt zwei Hauptgründe für diese positive Beziehung:

1) Ein höherer Preis bedeutet ceteris paribus, dass das Unternehmen, welches das betreffende Gut herstellt, einen höheren Gewinn pro verkaufter Einheit erzielt. Da Unternehmen ihren Gewinn maximieren wollen, haben sie einen Anreiz, eine höhere Menge zu produzieren.

2) Eine Preiserhöhung ermöglicht es bisher nicht- wettbewerbsfähigen Unternehmen, in den Markt einzutreten, da es plötzlich einfacher wird, einen Gewinn zu erzielen.

Beide Phänomene zusammen führen dazu, dass das Angebot nach einer Preiserhöhung kurzfristig steigt.

Wechselwirkungen und Gleichgewicht

Schauen wir uns nun das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage an. Wie wir gesehen haben, hängen Angebot und Nachfrage jeweils vom Preis ab, aber in entgegengesetzter Weise.

Auf der einen Seite haben die Produzentinnen und Produzenten ein Interesse daran, einen höheren Preis zu verlangen, aber sie wissen, dass ein höherer Preis zu einem Rückgang der Nachfrage führen wird. Auf der anderen Seite wollen die Verbraucherinnen und Verbraucher natürlich so wenig wie möglich ausgeben. Wenn der Preis jedoch zu niedrig ist, könnte die Produzentin oder der Produzent nicht genug produzieren, sodass ein Teil der Nachfrage unbefriedigt bliebe. In dieser Situation kann man sich gut vorstellen, dass es einen Preis gibt, bei dem das Angebot gleich der Nachfrage ist. Im Wirtschaftsjargon spricht man dann von einem Gleichgewichtspreis und einer Gleichgewichtsmenge. Diese Intuition wird in der Regel mithilfe der folgenden Grafik dargestellt:

Einige Anmerkungen zur Grafik:

  • Die vertikale Achse stellt den Preis dar und die horizontale Achse die Menge. Ausserdem können wir feststellen, dass die Nachfrage eine negative Funktion des Preises ist (d.h., sie hat eine negative Steigung), während das Angebot eine positive Funktion des Preises ist (d.h., sie hat eine positive Steigung).
  • Anhand dieser Grafik lässt sich das Konzept des Gleichgewichtspreises (P* in der Grafik) veranschaulichen. Bei diesem Preis ist die angebotene Menge gleich der nachgefragten Menge (Q* in der Grafik).

In der Theorie ist der Marktpreis optimal, da jeder Akteur davon profitiert. Bei diesem Preis produziert die Produzentin oder der Produzent genau das, was die Käuferin oder der Käufer kaufen möchte.

Ein wichtiges Konzept in der Wirtschaft

Das Gesetz von Angebot und Nachfrage ist in der Wirtschaft von grundlegender Bedeutung und findet sich bei den meisten wirtschaftlichen Phänomenen in Aktion wieder. Von der banalsten Handlung, wie dem Kauf eines Schoggibrötlis in der Bäckerei, bis hin zu den komplexesten Transaktionen auf den Finanzmärkten ist das Konzept von Angebot und Nachfrage nie weit entfernt.

Konkrete Anwendung: Coronavirus

Die Coronavirus-Pandemie war nicht nur eine weltweite Gesundheitskrise, sondern hat auch die Konsumgewohnheiten von Hunderten Millionen Menschen verändert. Wie so oft in der Wirtschaft können die Auswirkungen dieser Verhaltensänderungen durch das Prisma von Angebot und Nachfrage analysiert werden.

1. Anwendung: hydroalkoholische Gels

Um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, betonten die Gesundheitsbehörden schnell, wie wichtig regelmässiges und wirksames Händewaschen sei. In diesem Zusammenhang stieg die Nachfrage nach hydroalkoholischen Gels explosionsartig an. Kurzfristig gelang es den Apotheken und anderen Herstellerinnen und Herstellern jedoch nicht, die Produktionskapazität (das Angebot) ausreichend zu erhöhen, sodass es zu Lieferengpässen kam. Infolgedessen stiegen die Preise für Desinfektionsmittel deutlich an; es war zum Beispiel nicht ungewöhnlich, für 100 ml Desinfektionsmittel fast 10 Franken zu bezahlen, während der Referenzpreis bei etwa 5 Franken. Mittelfristig traten jedoch neue Produzentinnen und Produzenten in den Markt ein, um das fehlende Angebot zu füllen, und dank dieses erhöhten Angebots sanken die Preise wieder auf ihr normales Niveau.

2. Anwendung: Home-Office

Nach der Schliessung der Schulen waren Lehrpersonen sowie Schüler:innen gezwungen, den Unterricht von zu Hause aus zu halten bzw. zu verfolgen. Gleichzeitig wurde auch die Organisation der Büroarbeit auf den Kopf gestellt, und das Home-Office wurde schnell zur Norm. In beiden Situationen führte die Unmöglichkeit, sich persönlich zu treffen, zu einem Anstieg der Nachfrage nach Videokonferenz-Tools. In diesem Zusammenhang erlebten spezialisierte Anwendungen in diesem Bereich eine Explosion des Börsenkurses (Preisanstieg). Dies war beispielsweise bei der Anwendung Zoom der Fall: Anfang 2020 wurde eine Aktie des Unternehmens auf den Finanzmärkten für rund 68 US-Dollar gehandelt. Im April desselben Jahres kostete sie fast 150 US-Dollar, was einem Preisanstieg von mehr als 120% entspricht!

3. Anwendung: Öl

Nicht alle an den Finanzmärkten notierten Wertpapiere haben sich jedoch in gleicher Weise entwickelt. So hat beispielsweise der Ölpreis innerhalb weniger Monate mehr als zwei Drittel seines Wertes verloren – der Preis für ein Barrel Öl an der New Yorker Börse fiel am 20. April 2020 zum ersten Mal in seiner Geschichte unter null Dollar. Dieser dramatische Rückgang lässt sich vor allem durch das drastische Nachlassen der Wirtschaftstätigkeit sowie die massive Reduzierung der Mobilität der Bevölkerung erklären, die zu einem erheblichen Rückgang des weltweiten Ölbedarfs geführt haben. Um den Preisverfall zu begrenzen, trafen sich die erdölexportierenden Länder im April 2020 und beschlossen gemeinsam, das weltweite Angebot zu reduzieren.

Vier Gesetze, die Sie sich merken sollten

1) Ein Angebot, das im Verhältnis zur Nachfrage grösser ist, führt zu sinkenden Preisen.
2) Ein Angebot, das im Verhältnis zur Nachfrage geringer ist, führt zu einem Preisanstieg.
3) Ein Preisanstieg führt zu einem Anstieg des Angebots und zu einem Rückgang der Nachfrage.
4) Ein Preisrückgang führt zu einem Rückgang des Angebots und zu einem Anstieg der Nachfrage.