Die Expertise, Wertschriften-Portfolios zusammenzustellen, den Kunden bei Anlageentscheiden zu beraten und mittels fundierter Analysen kurz-, mittel- und langfristig werthaltige Vermögensallokationen mit oder für ihre Kunden vorzunehmen, zeichnet in der eigenen Wahrnehmung viele Banken aus. Durch die Entwicklung neuer Technologien und das veränderte Kundenverhalten wird sich aber auch das aus Bankensicht wichtige Ertragsfeld der Anlageberatung verändern. Neuartige Technologien und intelligente Algorithmen ermöglichen im Zusammenhang mit der Allgegenwärtigkeit von Konnektivität und mobilen Geräten auch eine Digitalisierung im Anlagegeschäft. Bestimmte Kundengruppen sind heute informierter und dadurch anspruchsvoller in Bezug auf digitale und personalisierte Bankdienstleistungen.
Es gibt heute sowohl in der Schweiz als auch auf ausländischen Märkten eine Vielzahl an innovativen Angeboten im Anlagegeschäft. Einerseits sind verschiedene Fintech-Start-ups mit neuen Geschäftsmodellen in diesen Markt vorgedrungen. Andererseits haben auch einige etablierte Banken wie zum Beispiel die Bank Vontobel, die Basellandschaftliche Kantonalbank oder UBS auf die entsprechenden Entwicklungen reagiert und unterschiedliche (auch) digitale Geschäftsmodelle lanciert. Kunden haben neu die Möglichkeit, sich vielfältig über Anlagen zu informieren, in Communities über Investitionen sowie Chancen und Risiken zu diskutieren und digital ihr Geld zu verwalten.
Generell fallen unter «digitales Anlegen» sämtliche Formen der Geldanlage (Vermögensverwaltungsmandate, Anlageberatungen oder Social Trading), bei welcher entweder ausschliesslich oder unterstützend online eine individualisierte und in der Regel algorithmenbasierte Anlagestrategie vorgeschlagen, umgesetzt oder nachgebildet und dem Kunden online zugänglich gemacht wird. Analysiert man den Schweizer Markt, können basierend auf einer Studie der Hochschule Luzern und e.foresight vier Geschäftsmodelle identifiziert werden (siehe Abbildung 1). Diese unterscheiden sich in Bezug auf die Anzahl Optionen (Sophistizierung) sowie im Grad der Personalisierung und der Unterstützung.
Der WWA-Index macht den starken Einbruch im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 deutlich. Danach erholte sich die wirtschaftliche Aktivität. Aufgrund der raschen Verfügbarkeit der zugrunde liegenden Daten stellt er die Entwicklung bis an den aktuellen Rand dar. Diese deutet auf eine deutliche Erholung hin. Im Sommer 2021 übertrifft die wirtschaftliche Aktivität das Vorkrisenniveau gemäss dem Index bereits wieder.
Verschiedene Umfragen zeigen eine grundsätzlich wachsende Offenheit und ein gewisses Interesse seitens der Kunden, von neuen Technologiemöglichkeiten in der Vermögensverwaltungsbranche zu profitieren. Als mit Abstand wichtigste Gründe für die Nutzung eines digitalen Anlagetools gelten tiefe Kosten und Einfachheit der Nutzung.
Aktuell haben die meisten Anleger noch wenig Interesse an und wenig Vertrauen in rein digitale Beziehungen. Sie können und wollen auf die persönliche Beratung nicht verzichten. Gleichzeitig können zunehmende Erfahrungen mit derartigen Angeboten allenfalls die Investitionsbereitschaft erhöhen, was die Anlagesummen aus dem bereits fortgeschritteneren Markt in den USA und Grossbritannien zeigen.
Die wichtigste Eigenschaft eines digitalen Anlageprodukts ist die Einfachheit in der Bedienung. Zu den weiteren wichtigen Aspekten gehören die tiefen und transparenten Kosten.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sich das digitale Anlegen in der Schweiz zurzeit noch in einer frühen Aufbauphase befindet. Es kann aber erwartet werden, dass sich das digitale Anlegen kontinuierlich weiterentwickelt, neue Anbieter in den Markt eintreten und die verwalteten Vermögen signifikant wachsen werden. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass durch die Digitalisierung (auch) der Druck auf die Margen im Anlagegeschäft weiter zunimmt.