Fintech: Payment
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Hintergrundinformation

Fintech: Payment

Der Zahlungsmarkt im Wandel

Der Zahlungsmarkt hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich gewandelt. Die Digitalisierung eröffnet laufend neue Möglichkeiten, welche nun auch vermehrt im Zahlungsverkehr Einzug halten.

In Ländern wie beispielsweise Frankreich, Belgien und Holland bezahlen Privathaushalte bereits weniger als 30 Prozent ihrer Ausgaben am sogenannten «Point of Sale» (d.h. beispielsweise an der Ladenkasse im Lebensmittelgeschäft) mit Bargeld (Esselink & Hernández, 2017).

Die Durchdringung von Kartenzahlungen ist in diesen Ländern weiter fortgeschritten als in der Schweiz. Doch auch hierzulande ist der Trend deutlich erkennbar. 1990 wurden rund 90 Prozent des Zahlungsvolumens an den Ladenkassen mit Bargeld abgewickelt (Trütsch & Jäger, 2016). Im Jahr 2017 waren es gemäss einer repräsentativen Umfrage der Schweizerischen Nationalbank noch 45 Prozent, also knapp die Hälfte, wie Abbildung 1 (Wertanteil) zeigt. Nur drei Jahre später hat sich der Wertanteil von Bargeldzahlungen nochmals deutlich von 45 Prozent auf 24 Prozent reduziert. Gemessen am Transaktionswert weist neu die Debitkarte mit 33 Prozent den grössten Anteil auf. Gemessen an der Anzahl Transaktionen bleibt Bargeld mit einem Anteil von 43 Prozent noch das von der Schweizer Bevölkerung am häufigsten eingesetzte Zahlungsinstrument. Der Rückgang des Bargeldanteils innerhalb von drei Jahren beträgt 27 Prozentpunkte. Auch bei der Anzahl Transaktionen wird es nicht mehr lange dauern, bis die Debitkarte das Bargeld vom ersten Platz verdrängt.

Insgesamt zeigen sich gerade in den vergangenen drei bis vier Jahren deutliche Veränderungen in der Zahlungsmittelnutzung. Man kann in kürzester Zeit markante Verschiebungen vom Bargeld hin zu bargeldlosen Zahlungsmitteln feststellen. Diese Verschiebungen ziehen sich, in unterschiedlicher Intensität, durch alle Bevölke­rungsgruppen durch.

Bedeutung Bargeld abnehmend

Die Schweizer Wohnbevölkerung tätigt im Durchschnitt 1,47 Zahlungen pro Tag. Wie oben erwähnt, werden 43 Prozent dieser Transaktionen nach wie vor mit Bargeld abgewickelt. Die Debitkarte wird mit einem Anteil von 33 Prozent am zweithäufigsten eingesetzt. Die Kreditkarte liegt an dritter Stelle. Ihr Anteil stieg gegenüber 2017 von 5 Prozent auf 13 Prozent.

Der Anteil an Barzahlungen nimmt mit zunehmender Höhe des Zahlungsbetrags deutlich ab. Bei Kleinbeträgen unter 20 Franken wird noch deutlich am häufigsten zu Bargeld gegriffen. Dies erstaunt etwas, denn Kartenzahlungen von weniger als 80 Franken können mit der Kontaktlosfunktion einfach und ohne PIN-Eingabe abgewickelt werden (SNB, 2021). Die Präferenz für Bargeld dürfte nebst der teilweise eingeschränkten Kartenakzeptanz bei Kleinbeträgen auch mit den gefestigten Gewohnheiten der Schweizer Bevölkerung zusammenhängen.

Im Bereich zwischen 50 und 200 Franken wird ein Grossteil der Zahlungen mit Debitkarten abgewickelt. Bei grösseren Beträgen, vor allem bei solchen über 1000 Franken, werden oftmals auch Kreditkartenzahlungen verwendet. Bezahl-Apps wie Twint, Apple Pay oder PayPal verzeichnen demgegenüber sowohl für kleine als auch für mittlere Beträge ähnlich hohe Nutzungsanteile, weisen also in Bezug auf den Zahlungsbetrag ein weniger eindeutiges Einsatzmuster auf.

Bargeld ist bei privaten Haushalten in der Schweiz neben seiner Funktion als Zahlungsmittel aber auch als Wertaufbewahrungsmittel wichtig. Gemäss der Umfrage der SNB (2021) wird es von 70 Prozent der Umfrageteilnehmenden zu diesem Zweck eingesetzt. Eine Mehrheit der Befragten gibt an, einen Betrag unter 1000 Franken aufzubewahren und dabei vorwiegend auf die 100er-Note zurückzugreifen. Als Hauptmotive für den Einsatz von Bargeld zur kurz- oder langfristigen Wertaufbewahrung werden die unmittelbare Verfügbarkeit bei Bedarf sowie, in einem geringeren Mass, die Vorsorge für Krisensituationen genannt.

Bezahlen mit dem Smartphone gewinnt an Bedeutung

Bezahlen mit dem Mobiltelefon wurde möglich durch die Entwicklung innovativer Softwarelösungen. Viele davon stammen von neuen oder nicht in der Finanzindustrie traditionell etablierten Anbietern.

In der Schweiz sind in den letzten Jahren verschiedene Mobile-Payment-Lösungen auf den Markt gekommen. Neben Lösungen von grossen international tätigen Technologiekonzernen wie Apple Pay, Google Pay und Samsung Pay und dem schon seit längerer Zeit aktiven Marktteilnehmer PayPal stammt das hierzulande derzeit relevanteste Angebot von der im Jahr 2014 lancierten Schweizer Firma Twint.

Insgesamt können in der Schweiz auch im Markt für Mobile Payment eindrückliche Wachstumszahlen festgestellt werden. So zählt die Schweizer Lösung von Twint bereits über 3 Millionen registrierte Nutzerinnen und Nutzer (vgl. Dietrich & Wernli, 2021). Entsprechend haben sich schon über 40 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer (ab 15 Jahre) bei Twint registriert. Bei der Kundenstruktur zeigt sich, dass Mobile Payment derzeit noch immer etwas stärker von Männern genutzt wird, was ein typisches Phänomen des Adaptionsverhaltens bezüglich technologischer Innovationen ist. Mit zunehmender Marktreife nimmt aber auch der Anteil der Nutzerinnen zu. In der Zwischenzeit sind gut 45 Prozent aller Mobile-Payment-Nutzer weiblich. Zwei Jahre zuvor waren es noch 36 Prozent.

Die derzeitige Anzahl Transaktionen von Mobile Payment – inklusive Apple Pay, Samsung Pay, PayPal und anderer Anbieter – hat mit einem Marktanteil von schätzungsweise rund 3,8 Prozent aller Transaktionen in der Zwischenzeit schon eine gewisse Bedeutung erlangt. Monatlich werden also rund 15 Millionen Transaktionen über das Smartphone getätigt. Im Vergleich zum Herbst 2018 hat sich die Anzahl der Transaktionen verzehnfacht. Die Bedeutung von Bezahlvorgängen über das Smartphone kommt also aus der Nische heraus. Zu dieser positiven Entwicklung beigetragen haben hierzulande sicherlich die zunehmende Anzahl an Akzeptanzstellen, die mediale Berichterstattung, die einfachen Bezahlmöglichkeiten im E-Commerce und bequeme Bezahlmöglichkeiten wie beispielsweise bei Hofläden, Parkplätzen, für Spenden oder ÖV-Tickets. Weiter haben auch die hygienischen Überlegungen im Kontext von Covid-19 sämtlichen kontaktlosen Zahlungsmitteln zu weiterem Erfolg verholfen.

Fazit und Ausblick

Insgesamt kann festgehalten werden, dass es zu signifikanten Anpassungen im Zahlungsverhalten der Schweizer Wohnbevölkerung gekommen ist. Konnte während vieler Jahre eine eher langsame und kontinuierliche Evolution beobachtet werden, haben sich diese Entwicklungen in den vergangenen drei Jahren sehr rasch und bedeutend verändert. Bargeld hat in kürzester Zeit, zugunsten von Debitkarten, Kreditkarten und mobilen Bezahllösungen, stark an Bedeutung verloren. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird.

Das Marktpotenzial von mobilem Bezahlen ist gross und die Entwicklungen in den vergangenen Jahren sind eindrücklich. Die positiven Einstellungen der Schweizerinnen und Schweizer gegenüber Lösungen wie Twint oder Apple Pay, die verstärkte Verschiebung des Handels ins Internet und die generellen Bezahlentwicklungen in der Schweiz oder im Ausland weisen darauf hin, dass das mobile Bezahlen weiter schnell und stark an Bedeutung gewinnen wird. Auch diese Entwicklung wird in erster Linie auf Kosten der Anzahl Bargeldzahlungen gehen.

Literatur