Banken und Finanzkrisen
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Banken und Finanzkrisen

Banken und Finanzkrisen

Das englischsprachige Video «Banken und Finanzkrisen» behandelt in den Kapiteln eins bis drei ganz generell, wie Banken funktionieren, welchen Risiken sie durch ihr Geschäft ausgesetzt sind und damit zusammenhängend, wie Banken untereinander Handel betreiben. Spezifischer wird das Video im zweiten Teil, in Kapitel vier und fünf, der sich dem Entstehen der Finanzkrise und der wirtschaftspolitischen Reaktion weltweit widmet. Dieser zweite Teil setzt das Grundlagenwissen des ersten Teils, d.h. Kapitel eins bis drei, voraus.

Laufzeit: 20:34 Min

Einleitung

Die Finanzkrise 2008 hatte das Potenzial, zu einer einschneidenden wirtschaftlichen Katastrophe zu werden, wie die Grosse Depression der 1930er-Jahre. Um das Entstehen der Finanzkrise und die globale Wirtschaftsreaktion darauf begreifen zu können, müssen wir erst wissen, wie Banken funktionieren.

Kapitel 1: Wie Banken funktionieren

Das erste Kapitel widmet sich dem traditionellen Geschäftsmodell einer Bank. Banken verwahren einerseits Ersparnisse von Kunden («Sparer») und vergeben andererseits Kredite («Kreditnehmer»). Die Bank erfüllt in diesem Zusammenhang die Funktion der Fristentransformation, indem sie die kurzfristig angelegten Beträge von Sparerinnen und Sparern in langfristige Kredite für Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer umwandeln.

Da die kurzfristigen Zinsen, welche Bankkunden für ihre Ersparnisse erhalten, tiefer sind als die langfristigen Zinsen, welche die Bank von Kreditnehmern erhält, macht die Bank Gewinn. Dies nennt sich Zinsdifferenz oder Zinsmarge.

Weiter wird das Modell einer stilisierten Bankbilanz aufgezeigt. Auf der linken Seite, der Verwendungsseite der Bilanz finden sich vergebene Kredite und Bargeld. Auf der rechten Seite, der Mittelherkunftsseite der stilisierten Bankbilanz, sind Eigenkapital der Bank sowie Einlagen der Sparerinnen und Sparern.

Bei einem Zahlungsausfall der Kreditnehmer muss die Bank den Verlust mit Eigenkapital absichern können. Die Höhe des Eigenkapitals bei Banken ist in den Jahren vor der Finanzkrise stark gesunken. Vor 100 Jahren lag das Eigenkapital von Banken noch bei 20 Prozent, kurz vor 2007 um die 2 Prozent der Bilanzsumme.

Kapitel 2: Risiken von Banken

Im zweiten Kapitel werden die Begriffe Liquiditätsrisiko und Solvenzrisiko erklärt.

Das Liquiditätsrisiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass alle Sparerinnen und Sparer gleichzeitig ihre Einlagen abheben möchten. Das bei einer Bank verfügbare Bargeld würde nicht ausreichen und die Bank wäre zahlungsunfähig. Ein solcher Bankensturm löste in den 1930er-Jahren die Grosse Depression aus.

Um die Wahrscheinlichkeit eines Bankensturmes und somit das Liquiditätsrisiko zu senken, sind Guthaben in der Schweiz mittels Einlagesicherung bis zu 100 000 Franken versichert.

Das Solvenzrisiko beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass Kreditnehmer die Kredite nicht zurückzahlen können und die Bank diese Verluste mit dem Eigenkapital ausgleichen muss. Wenn die Zahlungsausfälle der Schuldner grösser sind als das Eigenkapital kann eine Bank insolvent werden.

Kapitel 3: Wie Banken untereinander handeln

Das dritte Kapitel thematisiert den Interbankenhandel. Das Modell der Bankbilanz wird um das Wertpapiergeschäft auf der Verwendungsseite sowie den Geldmarkt auf der Mittelherkunftsseite ausgebaut. Die Banken nehmen auf dem Geldmarkt kurzfristige Kredite von anderen Banken oder Unternehmen auf. Mittels dieser Kredite investiert die Bank in Wertpapiere. Auch hier verdient die Bank mit der Differenz zwischen dem zu zahlenden Zins am Geldmarkt und dem Zins der Wertpapiere, welchen sie erhält. Vor der Finanzkrise war der von den Banken zu zahlende Zins am Geldmarkt in der Regel relativ tief. Dementsprechend florierte der Interbankenhandel in Form von kurzfristigen Verschuldungen vor der Krise und führte zu einer dichten Vernetzung der Banken.   

Kapitel 4: Was führte zur Finanzkrise ab 2008?

Die vorhergehenden Videos legen die Grundsteine für die Thematik von Kapitel vier. Kapitel vier illustriert die sich selbst verstärkende Abwärtsspirale als Grundmechanismus jeder Finanzkrise. Als konkretes Beispiel dient die Finanzkrise ab 2008 mit dem Startpunkt des Konkurses der Investmentbank Lehman Brothers.

Ab 2007 wuchsen Zweifel an der Werthaltigkeit von Wertpapieren in Bezug auf den US-amerikanischen Immobilienmarkt. Das Vertrauen in Immobilienmarktpapiere nahm ab, sie wurden von Finanzmarktteilnehmern verkauft und ihre Preise sanken. Die daraus entstandene Wertminderung zeigte sich als Verlust in den Bilanzen der Banken und verminderte deren Solvenz. Das Solvenzrisiko wuchs.

Aufgrund des erhöhten Solvenzrisikos konnten sich die Banken weniger Geld auf dem Geldmarkt leihen. Dieser Umstand wiederum liess das Liquiditätsrisiko der Banken ansteigen.

Um das Liquiditätsrisiko zu mindern und in kurzer Frist Bargeld zu erhalten, verkauften viele Banken gleichzeitig ihre Wertpapiere. Die logische Folge einer solchen Aktion ist, dass die Preise für Wertpapiere sinken. Dies zeigte sich wiederum als Verlust in den Bilanzen der Banken, das Solvenzrisiko stieg erneut an und die Abwärtsspirale nahm ihren Lauf.

Das gegenseitige Aufschaukeln von Liquiditäts- und Solvenzrisiken kann als typisch für eine Finanzkrise bezeichnet werden.

Kapitel 5: Die globale politische Reaktion

Das fünfte und letzte Kapitel thematisiert die Massnahmen der globalen Wirtschaftspolitik mit dem Ziel, die angelaufene Abwärtsspirale zu stoppen.

Als erste Massnahme gaben die Zentralbanken den Banken im Tausch gegen Kreditforderungen oder Wertpapiere Geld. Dies, um zu verhindern, dass die Banken ihre Wertpapiere weiter an der Börse verkaufen und die Preise weiter sinken.

Die zweite Massnahme bestand darin, dass der Staat das Eigenkapital der Banken stärkte, um diese vor der Insolvenz zu bewahren.

Die Kombination der beiden Massnahmen zielte sowohl auf das Liquiditäts-, als auch das Insolvenzproblem. Die Abwärtsspirale konnte so gestoppt, grössere Bankenkollapse aufgehalten und eine Wiederholung der Grossen Depression der 1930er-Jahre verhindert werden.