Würden Sie ein Mobiltelefon der neuesten Generation für 1000 Franken kaufen? Oder für 300 Franken? Für 1 Franken sicherlich. Was immer Sie zu kaufen beabsichtigen, es gibt einen maximalen Preis, den Sie zu bezahlen bereit sind. Diesen Preis bezeichnen Ökonomen auch als Reservationspreis. Er drückt in Geldeinheiten aus, wie viel Ihnen das Produkt wert ist. Dasselbe gilt für eine Person, die etwas verkaufen will: Es gibt einen minimalen Preis, den sie für ihr Produkt erhalten will. Falls die Person diesen Reservationspreis nicht erzielen kann, behält sie die Ware lieber für sich
Wenn sich eine Käuferin und ein Verkäufer auf einen Handel einigen können, entsteht in der Regel für beide Seiten ein Gewinn. Betrachten wir hierzu ein Beispiel: Sie haben einen gebrauchten Motorroller (Scooter), den Sie verkaufen möchten. Ihnen ist das Ding noch 3000 Franken wert, da Sie sowieso bald auf ein Auto umsteigen werden. Für eine jüngere Kollegin, die noch keinen Roller besitzt, ist Ihr Fahrzeug 5000 Franken wert. Wenn Sie sich nun auf einen Verkauf zu 4200 Franken einigen, haben beide Seiten einen Gewinn erzielt. Sie haben einen Gewinn von 1200 Franken gemacht, weil Sie 4200 Franken erhalten haben, obwohl der Roller Ihnen nur noch 3000 Franken wert war. Die Käuferin hat einen Gewinn von 800 Franken gemacht, weil sie einen Roller, der ihr 5000 Franken wert ist, für 4200 Franken erstanden hat. Die Summe dieser Gewinne, 1200 + 800 = 2000, wird in der Ökonomie Tauschgewinn genannt und entspricht der Differenz der beiden Reservationspreise, also 5000 – 3000 = 2000.
Auf einem Markt treffen nun viele Personen aufeinander, die eine bestimmte Ware kaufen oder verkaufen wollen. Wie viele tatsächlich kaufen oder verkaufen werden, hängt jedoch vom verlangten beziehungsweise vom gebotenen Preis ab. Zu einem Preis von einem Franken würden wahrscheinlich nicht nur Sie, sondern die meisten Leute ein Mobiltelefon – oder mehrere – kaufen wollen. Hingegen wäre für einen Franken kaum jemand zum Verkauf bereit
Solange der Preis unter dem Gleichgewichtspreis liegt, wollen mehr Leute kaufen als verkaufen, und dies treibt den Preis nach oben. Sobald der Preis über dem Gleichgewichtspreis liegt, wollen mehr Leute verkaufen als kaufen, und dies drückt den Preis nach unten. Auf einem Markt pendelt sich somit im Verlauf der Zeit der Preis beim Gleichgewichtspreis ein.
Besonders zuverlässig und rasch spielen diese Marktkräfte in gut organisierten und transparenten Märkten. Denn in solchen Märkten ist der aktuelle Marktpreis stets allen Teilnehmenden bekannt und sie können somit rasch darauf reagieren. Rohöl wird z. B. an gut organisierten Börsen von professionellen Händlern auf einer elektronischen Plattform gehandelt, die sehr kostengünstige und schnelle Tauschvorgänge ermöglicht. Auch andere Güter wie Weizen, Gold, Aktien, Obligationen und Währungen werden an Börsen gehandelt.
Die meisten Güter, mit denen wir in unserem Alltag in Berührung kommen, werden allerdings mit weit weniger Aufwand gehandelt. Unsere Kleider und Schuhe kaufen wir z. B. nicht an der Börse ein. Aber der Preisfindungsmechanismus, der an der Börse (oder in Pitgame) so schnell funktioniert, kommt auch bei den meisten Alltagsgütern zum Tragen, nur etwas langsamer und weniger perfekt.
Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht interessiert nun die Frage, bei welchem Preis der grösstmögliche Gewinn für die Marktteilnehmenden insgesamt erzielt werden kann. Dies ist genau beim Gleichgewichtspreis der Fall. Denn nur bei diesem Preis kommen genau diejenigen Käufer und Verkäuferinnen zum Zug, die einen Gewinn machen können. Die Käufer, deren Reservationspreise tiefer sind als der Gleichgewichtspreis, kaufen nicht, weil das Gut für sie nicht so viel Wert hat. Die Verkäuferinnen, deren Reservationspreise den Gleichgewichtspreis übersteigen, bleiben auf ihren Gütern sitzen. Für sie ist die Ware mehr wert als der Preis, den sie am Markt dafür erhalten könnten. Somit wird im Marktgleichgewicht der grösstmögliche Tauschgewinn für alle Marktteilnehmenden insgesamt erzielt.
Eine solche Situation nennen Ökonomen effizient. Man spricht auch von Markteffizienz oder von effizienten Märkten. Beim Gleichgewichtspreis kommen in der Regel nicht alle interessierten Käufer und Verkäuferinnen zum Zug. Effizienz bedeutet also nicht, dass möglichst viel gehandelt wird. Stattdessen sollen genau die «richtigen» Personen einen Tausch durchführen.
Für einen effizienten Markt müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Es herrschen Wettbewerb und Markttransparenz, die Güter unterscheiden sich nicht voneinander und neue Firmen können in den Markt eintreten.