Das Wachstumstrilemma
Das Wachstumstrilemma

Hinweise für die Lehrperson

Das Wachstumstrilemma: Wie weiter mit dem Wachstum?

Idee

In den Diskussionen, wie eine wirksame Klimapolitik zu gestalten sei, wird häufig die Frage gestellt, ob weiteres Wirtschaftswachstum Teil der Lösung oder Teil des Problems ist. Während auf der einen Seite behauptet wird, nur mit weiterem Wachstum sei das Klimaproblem zu lösen, sehen andere eine Lösung nur mit weniger Wachstum und Wohlstand.

Erkenntnisse

In der Fallstudie werden die Zielkonflikte und Zielharmonien zwischen Wachstum, Umwelt und Lebensqualität beschrieben und diskutiert. Die drei Wachstumskonzepte «Green Growth», «Beyond Growth» und «Degrowth» zeigen unterschiedliche Lösungen dieser Zielkonflikte auf, machen aber auch deutlich, dass es letztlich um kontroverse wirtschafts- und gesellschaftspolitische Fragen geht. Bei allen Wachstumskonzepten spielt die Einschätzung über die Entkopplungsmöglichkeiten von Wachstum und Umweltverbrauch eine zentrale Rolle.

Didaktischer Hinweis

Die Lösung der Fallstudie erfordert einerseits analytische Fähigkeiten bei der Interpretation von Statistiken aber auch bei der Führung von kontroversen Diskussionen.

Hinweise zu Aufgabe 5

In der Aufgabe 5 werden drei Wachstumskonzepte vorgestellt. Diese Konzepte unterschieden sich u.a. deshalb voneinander, weil sie die offenbleibenden Fragen anders beantworten. Dabei gibt es eben kein richtig oder falsch.

Die Lernenden sollen aber ihre Position – mit den Erfahrungen aus den vorherigen Aufgaben – klären und im Klassenverbund diskutieren. In dieser Diskussion ist die Rolle der moderierenden Lehrperson besonders herausfordernd.

Aus den dargelegten Gründen gibt es in der Fallstudie keine Lösungsvorschläge. Für Sie als Moderator können folgende Hinweise hilfreich sein:

Wachstumsmodell «Green Growth»
  • Gemäss «Green Growth» ist der Zielkonflikt zwischen Wachstum und Umwelt lösbar.
  • Um das Netto-Null-Ziel mit «Green Growth» zu erreichen, braucht es nicht nur eine Entkoppelung von Wachstum und Umweltemissionen, sondern zusätzliche staatliche Massnahmen. Es braucht letztlich – zumindest in Demokratien - eine Zustimmung des Volkes.
  • Grünes Wachstum setzt auf technische Innovationen, welche eine Entkopplung trotz Wachstum möglich machen. Ob diese im erforderlichen Ausmass und genügender Geschwindigkeit vorhanden sein werden, ist nicht voraussehbar.
Wachstumsmodell «Beyond Growth»
  • Gemäss diesem Wachstumskonzept besteht eine Zielharmonie zwischen Umwelt und Lebensqualität und diese beiden Ziele stehen im Fokus. Wachstum ist ein möglicher Nebeneffekt.
  • Auch dieser Ansatz erfordert zusätzliche staatliche Tätigkeiten, die demokratisch entschieden werden müssen. Die individuelle Freiheit wird eingeschränkt. Ob das Volk dazu bereit ist, bleibt fraglich.
  • Staatliche Tätigkeit ist immer mit Staatsversagen / Politikversagen verknüpft, d.h. die getroffenen Massnahmen haben unerwünschte Nebenwirkungen (vgl. z.B. Abwrackprämie für Dieselautos in Deutschland, Subventionen beim Kauf von E-Autos etc.).
Wachstumsmodell «Degrowth»
  • Gemäss diesem Wachstumskonzept besteht ein unlösbarer Zielkonflikt zwischen Wachstum und Lebensqualität.
  • Auf demokratischem Weg ist eine Reduktion des Wohlstands - v.a. durch eine Arbeitszeitverkürzung auf 20 Stunden/Woche - wohl kaum machbar.
  • Für Entwicklungsländer wäre die Reduktion des Wohlstands in vielen Fällen ein Rückfall grosser Teile der Bevölkerung unter die Armutsgrenze und hätte eine massive Verschlechterung der Lebensqualität zur Folge.
  • Auch bei einem reduzierten Konsum resp. Wohlstand ist eine Entkopplung von Produktion und Umweltverbrauch notwendig. Dieses Ziel ist bei sinkendem Wohlstand wohl noch schwerer zu erreichen als bei steigendem BIP.

Vorbereitung

Es empfiehlt sich, dass die Schülerinnen und Schüler vor der Bearbeitung dieses Falles sich mit den Themen «Wachstum» (Kap. 7) und «Marktwirtschaft» (Kap. 3) des Lehrbuchs «Aktuelle Volkswirtschaftslehre» von Peter Eisenhut und Jan-Egbert Sturm befasst haben.