Umsetzung der Geldpolitik am Geldmarkt

Das Quartalsheft ist der Bericht für die vierteljährliche Lagebeurteilung des Direktoriums der SNB. Im jüngsten Quartalsheft vom Juni 2023 erläutert die SNB in einem Textkasten mit dem Titel «Umsetzung der Geldpolitik am Geldmarkt» ihren Ansatz zur Umsetzung der Geldpolitik seit dem Übergang zu einem positiven SNB-Leitzins im September 2022.

In dieser Story geben wir die Erläuterungen im Textkasten wieder.

Neuer Ansatz zur Umsetzung der Geldpolitik

Mit dem Übergang zu einem positiven SNB-Leitzins im September 2022 hat die SNB einen neuen Ansatz zur Umsetzung ihrer Geldpolitik am Geldmarkt eingeführt. Dieser basiert nebst der abgestuften Verzinsung von Sichtguthaben, welche die SNB in ähnlicher Form bereits seit 2015 angewendet hat, auch auf der Abschöpfung von Sichtguthaben. Zusammen stellen diese beiden Hebel sicher, dass die kurzfristigen besicherten Geldmarktzinssätze in Franken auch in einem Umfeld positiver Zinsen nahe am SNB-Leitzins liegen. Dieser Ansatz hat sich bewährt: Der SARON, der Referenzzinssatz in Franken, bewegte sich auch nach der Anpassung nahe am SNB-Leitzins (siehe Grafik 1).

Was bedeutet die abgestufte Verzinsung von Sichtguthaben?

Die Sichtguthaben, welche Banken und andere Finanzmarktteilnehmer bei der SNB halten, werden abgestuft verzinst. Dies bedeutet, dass Sichtguthaben bis zu einer Limite zum SNB-Leitzins und Sichtguthaben über dieser Limite zum SNB-Leitzins abzüglich eines Zinsabschlags verzinst werden (siehe Grafik 1). Der Zinsabschlag beträgt aktuell 0,5 Prozentpunkte. Mit der abgestuften Verzinsung verfolgt die SNB zwei Ziele. Erstens beeinflusst die SNB über die Höhe der Verzinsung von Sichtguthaben das Zinsniveau am Frankengeldmarkt. Zweitens wird durch die Abstufung ein Anreiz für den Handel von Sichtguthaben am Frankengeldmarkt geschaffen und so die Robustheit des SARON unterstützt.

Institute mit unausgeschöpften Limiten haben einen Anreiz, Sichtguthaben aufzunehmen; Institute mit Sichtguthaben über ihrer Limite haben einen Anreiz, Sichtguthaben abzugeben. Der Handel von Sichtguthaben kann z.B. über Repogeschäfte erfolgen. Die Interbankenaktivität am Repomarkt ist seit September 2022 vergleichbar mit den Handelsvolumen vor dem Übergang zu einem positiven SNB-Leitzins und damit weiterhin auf einem robusten Niveau (siehe Grafik 2).

 

Wie reduziert die SNB das Liquiditätsangebot am Frankengeldmarkt?

Institute können Sichtguthaben über der Limite auch in Repogeschäften mit der SNB abgeben oder in SNB Bills investieren (siehe Grafik 3). Die SNB schöpft mit diesen beiden Instrumenten Sichtguthaben ab und reduziert so das Liquiditätsangebot am Frankengeldmarkt.

Dies stellt sicher, dass die kurzfristigen besicherten Geldmarktzinssätze in Franken nahe am SNB-Leitzins liegen. Ohne die Abschöpfung von Sichtguthaben lägen die Geldmarktzinssätze in der Nähe des Zinssatzes auf Sichtguthaben über der Limite, und damit wesentlich tiefer als der SNB-Leitzins.

Die SNB ist auch am Devisenmarkt aktiv, um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen. Diese Geschäfte beeinflussen das Liquiditätsangebot am Frankengeldmarkt. So führten Devisenverkäufe in den letzten Quartalen zu einer Reduktion der Sichtguthaben.

Den vollständigen Bericht über die Geldpolitik vom Juni 2023 finden Sie hier

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Portrait von Damian Diethelm
Beitrag von:
Damian Diethelm
erstellt am 07.07.2023
geändert am 22.08.2023