Thema dieses Moduls ist die Steuerung der Geldpolitik als Hauptaufgabe einer Zentralbank.
Im Zentrum stehen die wichtigsten Ziele einer Zentralbank – die Gewährleistung der Preisstabilität unter Berücksichtigung der konjunkturellen Entwicklung – das wichtigste geldpolitische Instrument – der Leitzins – sowie die Wirkungszusammenhänge zwischen diesem Instrument und den beiden Zielgrössen Inflation und Konjunktur.
Highlight des Moduls ist die Web-Simulation Mopos – für Monetary policy simulation –, die eine einfache virtuelle Volkswirtschaft simuliert.
In Mopos agieren die Schüler:innen als Mitglieder der Zentralbankleitung und führen die Geldpolitik eines fiktiven Landes. Sie durchlaufen nacheinander mehrere geldpolitische Lagebeurteilungen, die jeweils in einem Zinsentscheid münden (1 Zinsrunde = 1 Quartal).
Die Simulation wird paarweise oder zu dritt gespielt. Für den Unterricht empfehlen wir den Szenariomodus, der vier vordefinierte Szenarien zur Auswahl bietet. Zu jedem Szenario gibt es ein Briefing, das die Ausgangslage und den Auftrag beschreibt. Nach Abschluss eines Szenarios bietet die Simulation eine Auswertung und ein Feedback. Die anschliessende Reflexion findet im Plenum statt und orientiert sich an den Leitfragen aus dem Briefing.
Die Simulation Mopos kann unter mopos.iconomix.ch gestartet werden. Technische Voraussetzungen sind eine Internetverbindung und ein aktuell gängiger Browser.
Zwei bis vier Lektionen.
Schwerpunktfach Wirtschaft und Recht.
Mittel bis anspruchsvoll.
Das Modul «Geldpolitik: Anwendung» umfasst den Kommentar und folgende Unterrichtsmaterialien:
Die Schüler:innen können …
Eine moderne Zentralbank verfolgt grundsätzlich zwei Ziele: die Preisstabilität als vorrangiges Ziel und eine ausgewogene konjunkturelle Entwicklung als wichtiges Nebenziel.
Die Zentralbank verfolgt diese beiden Ziele mit dem Instrument des
Die Zentralbankleitung trifft in regelmässigen Abständen einen Zinsentscheid. Dazu analysiert sie den Verlauf von volkswirtschaftlichen Schlüsselgrössen wie der Inflation (als Indikator für die Preisstabilität) und der Produktionslücke (als Mass für die Konjunkturlage) im aktuellen sowie in den vorangegangenen Quartalen. Zusätzlich erstellt sie Prognosen zur zukünftigen Entwicklung von Inflation und Konjunktur. Diese hängen auch vom gewählten Leitzins ab, da er beide Grössen beeinflusst. Auf Basis dieser umfassenden Analyse entscheidet die Zentralbank, ob eine geldpolitische Anpassung erforderlich ist.
Verschiedene Faktoren erschweren das Führen der Geldpolitik:
In Mopos sind vier Arten von Schocks wirksam. Diese wirken nicht nur kurzfristig, sondern über mehrere Perioden hinweg, bevor sie wieder verschwinden.
Bei der Prognose von Inflation und Konjunktur wird jeweils eine möglichst plausible Annahme über die künftige Entwicklung der Schocks getroffen. Da diese Annahme in der Regel nicht genau zutrifft, können die tatsächlichen von den prognostizierten Werten abweichen.
Der Simulation Mopos liegt ein ökonomisches Modell zugrunde, das die Gesamtdynamik einer Volkswirtschaft abbildet. Das Modell ist «stilisiert», da es viele Einzelheiten der realen Wirtschaft bewusst ausblendet. Es befasst sich bspw. nicht mit der Interaktion verschiedener Branchen, macht keinen Unterschied zwischen Leitzins und Marktzinsen, enthält keinen Aktien- oder Liegenschaftsmarkt, ja nicht einmal der Arbeitsmarkt ist explizit Bestandteil des Modells. Durch den Verzicht auf solche Elemente wird jedoch die grundlegende Dynamik der Konjunkturentwicklung umso deutlicher erkennbar.
Die in Mopos simulierten Daten orientieren sich an realen wirtschaftlichen Verhältnissen, beziehen sich aber nicht auf ein bestimmtes Land. Das Modell ist so angelegt, dass bei längerer Spieldauer und wiederholter Nutzung gewisse statistische Muster entstehen, wie sie in der schweizerischen Volkswirtschaft der 1990er- und 2000er-Jahre bis zur Finanzkrise 2007/2008 beobachtet wurden.
Auch bezüglich Geldpolitik macht das Modell hinter Mopos Einschränkungen. So sind unkonventionelle geldpolitische Massnahmen wie etwa Devisenmarktinterventionen oder Negativzinsen nicht abgebildet und es steht nur die konventionelle Zinssteuerung zur Verfügung.
Technische Einzelheiten zum Modell finden sich im Text «Modellgrundlagen» unter Extras.
Mopos kann in zwei Modi gespielt werden:
Im Zufallsmodus startet Mopos mit einer zufällig erzeugten Ausgangslage, was es der Lehrperson erschwert, das Geschehen zu moderieren und den Schüler:innen präzise Lernaufträge sowie gezielte Rückmeldungen zu geben.
Aus diesem Grund bietet Mopos einen Szenariomodus. Dieser ermöglicht die Auswahl aus vier vordefinierten Szenarien. Zu jedem Szenario gibt es ein Briefing, das die Ausgangslage und den Auftrag beschreibt. Nach Abschluss eines Szenarios wird das Feedback direkt in der Simulation angezeigt.
Wichtiger Vorbehalt: Im Szenariomodus verhalten sich die Schocks – die Treiber der Konjunktur im Modell – nicht so, wie sie es aus modelltheoretischer Sicht sollten. Technisch gesprochen: Die Schocks sind nicht rein zufällig und unabhängig voneinander (nicht «White Noise»), sondern weisen eine zeitliche Abhängigkeit auf (sie sind autokorreliert). Dies ist ein technisches Artefakt, das durch die Art und Weise entsteht, wie die Szenarien «konstruiert» wurden.
In der Simulation übernehmen die Spielenden die Rolle von Mitgliedern der Zentralbankleitung. In dieser Funktion durchlaufen sie wiederholt geldpolitische Lagebeurteilungen, die jeweils in einem Zinsentscheid münden (1 Zinsrunde = 1 Quartal).
In jeder Zinsrunde durchlaufen die Spielenden die nachfolgend beschriebenen Phasen des geldpolitischen Entscheidungsprozesses:
Anschliessend macht die Simulation einen Zeitsprung ins nächste Quartal. Die nächste Zinsrunde steht an, in deren Rahmen wiederum die beiden Phasen durchlaufen werden.
Im Szenariomodus wird die Wirkung der Schocks durch eine kurze Animation symbolisiert. Diese Änderung gegenüber früheren Mopos-Versionen bietet aus didaktischer Sicht bestimmte Vorteile: Wie die Erfahrung zeigte, versuchten Schüler:innen oft, aus den Schock-Zeitreihen Informationen abzuleiten, die diese nicht liefern können. Dies verstellte den Blick auf die aktuelle Ausgangssituation und die neue Prognose, die beide für den nächsten Zinsentscheid entscheidend sind.
Am Ende eines Szenarios wird die Ansicht «Rückblick auf Ihre Amtszeit» angezeigt. Die Auswertung fasst die Amtszeit anhand von Grafiken und Kennzahlen übersichtlich zusammen. Diese zeigen auf, wie gut die geldpolitischen Ziele – Preisstabilität und eine ausgewogene Konjunktur – erreicht worden sind (Mandatserfüllung). Ausserdem enthält das Briefing zu jedem Szenario Benchmark-Werte, die als Referenz für die Bewertung dienen können (Stichwort Taylor-Regel, für Details siehe das jeweilige Briefing). Das Smiley-Feedback bietet ein visuelles Gesamturteil, basierend auf den Mandatskriterien und den Benchmark-Werten.
Die Ansicht «Rückblick auf Ihre Amtszeit» kann entweder heruntergeladen oder mit einer beliebigen E-Mail-Adresse geteilt werden.
Im Zufallsmodus wird die Wirkung der einzelnen Schockarten für das gegebene Quartal durch Pfeile dargestellt. Diese zeigen die Richtung des Schocks (positiv oder negativ) sowie seine Stärke (neutral, mittel, stark).
Die Auswertungsansicht kann ab einer Mindestanzahl von gespielten Quartalen jederzeit (als «Zwischenauswertung») abgerufen werden. Im Unterschied zum Szenariomodus lässt sich die Simulation auch jederzeit abbrechen und neu starten. Im Zufallsmodus stehen hingegen keine Benchmark-Werte und kein Smiley-Feedback zur Verfügung.
Die Liquiditätsfalle tritt auf, wenn die Zinssätze die effektive Untergrenze erreicht haben und geldpolitische Impulse wirkungslos bleiben. In Mopos bedeutet das: Der Zinssatz kann nicht weiter gesenkt werden, und auch andere Formen geldpolitischer Lockerung stehen nicht zur Verfügung. In diesem Zustand steigen die Realzinsen (aufgrund von Deflation), was die Wirtschaft zusätzlich bremst.
Das Modell hinter Mopos hat aus verschiedenen Gründen viel eher die Tendenz, in eine solche Situation zu geraten als eine reale Volkswirtschaft. Eine sinnvolle Strategie ist in diesem Fall, den Leitzins frühzeitig auf null zu senken, einige Perioden dort zu belassen und darauf zu hoffen, dass sich die Wirtschaft von selbst wieder erholt.
Zusätzliche Gegenmassnahmen wie ein massiver Anstieg der Staatsausgaben, eine gezielte Schwächung der eigenen Währung (durch den Verkauf von Landeswährung gegen Fremdwährungen), eine mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (durch Wertpapierkäufe in Landeswährung) oder Negativzinsen stehen im Mopos-Modell nicht zur Verfügung.
Wenn die Modellwirtschaft erst einmal tief genug in der Liquiditätsfalle steckt und kein Schock gross genug ist, sie daraus zu befreien, gibt es daher auch keinen Ausweg. Es bleibt Ihnen nur, die Simulation abzubrechen und neu zu starten.
Die in den Lernzielen festgelegten Kompetenzen können über folgende zwei Schritte entwickelt werden:
Phase 1: Einstieg ins Thema und in die Simulation
Im Zentrum von Phase 1 steht das Spielen der Simulation Mopos. Wir empfehlen zum Einstieg den Szenariomodus und damit folgendes Vorgehen:
Der Szenariomodus bietet vier vordefinierte Szenarien zur Auswahl:
Verläuft im Rahmen einer normalen Konjunkturentwicklung. Das Mandat kann ohne Mühe erfüllt werden; den Benchmark zu schlagen, ist hingegen anspruchsvoll.
Werden die Zinsen nicht schnell genug angehoben, droht Inflation; werden sie zu rasch angehoben, gleitet die Wirtschaft in eine Rezession. Das Mandat kann ohne Mühe erfüllt werden; das Schlagen des Benchmarks sollte möglich sein.
Mehrmalige Richtungswechsel in der Zinspolitik sind nötig, das Timing ist entscheidend. Das Mandat zu erfüllen, ist anspruchsvoll; das Schlagen des Benchmarks ist sehr schwierig.
Güterabwägung zwischen Rückkehr zur Preisstabilität und Bekämpfung einer schweren Rezession. Das Mandat ist nicht zu erfüllen; das Schlagen des Benchmarks ist anspruchsvoll.
Phase 2: Auswertung und Reflexion
Nach Abschluss der Simulation erstellen die Schüler:innen einen Rechenschaftsbericht über ihre Amtszeit – adressiert an das «Parlament», also die Klasse. Dieser Bericht kann sich an folgenden Leitfragen orientieren (vgl. die Briefings):
Den Abschluss von Phase 2 bildet das Studium des Fachtexts im Unterricht oder als Hausaufgabe. Diese Lektüre hilft dabei, die ökonomische Kernidee zum Thema «Führen der Geldpolitik» zu vertiefen, und erläutert die wichtigsten Fachbegriffe nochmals präzise.
Eine handlungsorientierte Simulation wie Mopos ist besonders wirkungsvoll, wenn die Schüler:innen ihre Entscheidungen, Prozesse und Ergebnisse mithilfe gezielter Leitfragen kritisch reflektieren und in einen grösseren Kontext stellen.
Die Reflexion anhand der vorgeschlagenen Leitfragen fördert höherwertige Kompetenzen wie kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeit und die Verknüpfung von Theorie und Praxis. Sie unterstützt die Schüler:innen dabei, wirtschaftliche Zusammenhänge tiefgreifend zu verstehen und eigenständig fundierte Argumente zu entwickeln – zentrale Fähigkeiten für nachhaltiges Lernen und ein umfassendes Verständnis.
Für die Repetition der geldpolitischen Konzepte und Wirkungsmechanismen sowie den Bezug zur geldpolitischen Praxis der SNB verweisen wir auf das Aufgabenset «Grundwissen» aus dem Schwestermodul «Geldpolitik: Grundlagen».
| Schritte | Beschrieb | Medien/Unterlagen | Zeit | |
|---|---|---|---|---|
| Phase 1 45 Min. | Einstieg | Einführung in die Idee hinter Mopos mithilfe des Foliensatzes Kurze Demo von Mopos bis zur Ansicht «Auftrag» nach der Wahl des Szenarios | Foliensatz «Einführung in Mopos: Szenariomodus»; Laptop oder Tablet-Computer und Beamer | 15 Min. |
| Simulation | Übergang zu Partner- oder Gruppenarbeit anhand der Briefings zu den Szenarien | Mopos Briefings Laptop oder Tablet-Computer | 30 Min. | |
| Phase 2 90 Min. | Auswertung und Reflexion | Vorbereitung der Präsentation anhand der Leitfragen aus dem Briefing, individuell oder in Partnerarbeit. | Briefings | 45 Min. (Alternativ: ausserhalb des Unterrichts) |
| Präsentation und Diskussion im Plenum | Beamer oder Visualizer | 45 Min. | ||
| Theorie-Input | Studium des Fachtexts (evtl. als Hausaufgabe) | Fachtext | Empfehlung: ausserhalb des Unterrichts |