Wie finanziere ich mein erstes Auto?

Leasing

Daniel ist 19 Jahre alt, hat soeben seine Lehre als Geomatiker EFZ erfolgreich abgeschlossen und wohnt auf dem Land. Beruflich und privat ist er auf die öffentlichen Verkehrsmittel ÖV angewiesen. Doch leider sind die Verbindungen schlecht. Deshalb möchte Daniel nun ein eigenes Auto haben. Den Führerausweis hat er bereits, den haben seine Eltern bezahlt.
Daniel ist sich bewusst: Ein eigenes Auto ist finanziell ein grösseres Projekt. Also macht er sich über die verschiedenen Beschaffungsformen schlau. Sparen ist eine Möglichkeit; einen Kredit bei einer Bank aufnehmen eine andere. Er findet aber auch Leasing ganz interessant. Daniel stösst bei seinen Recherchen auf oben gezeigtes Inserat des Autohauses Z. Das Angebot findet er auf den ersten Blick sehr attraktiv.

Was ist Leasing?

Bei seinen Recherchen findet Daniel heraus: Leasing ist eine spezielle Form der Miete (engl. to lease = mieten/pachten). Sie kommt häufig bei grösseren Anschaffungen vor. Am bekanntesten ist Leasing bei Autos. Statt wie bei einem Kauf den ganzen Betrag auf einmal zu bezahlen, entrichtet der Leasing nehmer eine Leasinggebühr, die in der Regel monatlich überwiesen werden muss.
Weiter weiss Daniel nun: Wenn er das Auto least, ist er der Leasingnehmer und muss mit dem Leasinggeber einen Vertrag abschliessen. Dieser Leasinggeber ist jedoch in den meisten Fällen nicht der Autoverkäufer, also das Autohaus Z, selber. Der Leasinggeber ist in der Regel ein Finanzinstitut (zum Beispiel eine Bank), welches mit dem Autoverkäufer zusammenarbeitet. Beim obigen Angebot ist dies die A-Bank. Das Autohaus Z ist also bloss der Lieferant des geleasten Autos. Daniel ist nun klar, dass der Leasingvertrag nicht mit dem Autohaus, sondern mit der A-Bank abgeschlossen wird. Im Inserat vom Autohaus Z ist eine Laufzeit von 3 Jahren angegeben. Was heisst das? Die Laufzeit gibt an, wie lange er das Auto nutzen darf. In den meisten Verträgen werden Laufzeiten von 2 bis 4 Jahren festgelegt. Eigentümer des Fahrzeugs bleibt jedoch der Leasinggeber, also die A-Bank. Daniel merkt nun: Bei einem Leasing kann man nicht vom «eigenen Auto» sprechen; als Leasingnehmer ist man nämlich nicht Eigentümer des Fahrzeugs! Das ist der Grund, weshalb in den meisten Fällen eine Vollkaskoversicherung verlangt wird, die auch selbst verursachte Schäden am Auto deckt.

Wie funktioniert Leasing?

Daniel hat sich nun entschieden, das inserierte Auto zu leasen. Er ist fest entschlossen, den Leasingvertrag für das Auto mit dem Kaufpreis von 20 000 Franken und der Laufzeit von 3 Jahren zu unterschreiben. Was passiert nun sozusagen «hinter den Kulissen»?
Die A-Bank überprüft zuerst, ob Daniel gemäss Konsumkreditgesetz überhaupt einen Leasingvertrag abschliessen darf. Konkret muss sie überprüfen, ob er 18 Jahre alt ist und ob bei ihm keine Gefahr der Überschuldung besteht. Das Alter von Daniel ist in Ordnung. Bei der Kreditfähigkeitsprüfung wendet sich der Leasinggeber auch an die Informationsstelle für Konsumkredit (IKO), um herauszufinden, welche anderen Kredite Daniel eventuell schon hat.

Die Kreditfähigkeitsprüfung fällt positiv aus. Nun kauft die A-Bank – der Leasinggeber – das Fahrzeug für 20 000 Franken beim Autohaus Z und überlässt es Daniel für 3 Jahre zur Benutzung. Die A-Bank gibt damit Geld weg und geht ein Risiko ein. Dafür will sie natürlich entschädigt werden. Sie verlangt daher von Daniel Zinsen. So wird in unserem Beispiel ein Zinssatz von 5% vereinbart.

Vor- und Nachteile des Leasings

Vorteile

  • Man kann sich Güter leisten, die man bei einem Barkauf nicht bezahlen könnte.
  • Die Kosten sind fix und verteilen sich auf gleichmässige, periodische Raten. So können die Kosten gut im Voraus ins Budget eingeplant werden.
  • Die Finanzierung der Anschaffung verteilt sich über eine längere Zeit.

Nachteile

  • Leasen kostet immer mehr als Kaufen.
  • Man ist über mehrere Jahre an einen Vertrag gebunden.
  • Das Aussteigen aus einem Leasingvertrag ist teuer.
  • Bei einem Auto braucht man eine teure Vollkaskoversicherung.
  • Nach Ablauf des Leasingvertrags gehört einem das Auto nicht automatisch.
  • Wer mehr als die im Leasingvertrag festgehaltenen Kilometer zurücklegt, muss mit zusätzlichen Kosten rechnen.
  • Die Leasingfirma entscheidet, bei welcher Garage der Service durchgeführt werden muss. Die Servicekosten können je nach Anbieter unterschiedlich hoch sein.
  • Das geleaste Fahrzeug sowie die Leasingzinsen können nicht von den Steuern abgezogen werden.

 

 

 

Wertverlust und Restwert

Die A-Bank hat «Daniels» Auto für 20 000 Franken gekauft. Wenn Daniel das Auto benutzt, verliert dieses an Wert. Die Bank will für diesen Wertverlust entschädigt werden. Wie geht das? Es wird ein sogenannter Restwert geschätzt. Der Restwert sagt aus, wie viel das geleaste Auto nach 3 Jahren noch wert ist.
Dabei handelt es sich aber um einen rein rechnerischen Betrag. Es ist daher nicht sicher, ob Daniel das Auto nach den 3 Jahren tatsächlich für diesen Betrag kaufen kann. In Daniels Leasingvertrag wird festgelegt, dass das Fahrzeug nach 3 Jahren noch einen Restwert von 7000 Franken hat. Der Wertverlust in den 3 Jahren beträgt somit 13 000 Franken (Kaufpreis minus Restwert). Daniel zahlt also pro Monat 361.10 Franken Entschädigung für den Wertverlust. Diese 361.10 Franken errechnen sich wie folgt: 13 000 Franken geteilt durch 36 Monate ergibt 361.10 Franken. Dazu kommen noch die Zinsen. Daniel benutzt eine einfache Daumenregel, um die Zinskosten zu schätzen.

Als Erstes berechnet er den durchschnittlichen Wert des Autos während der Leasingdauer. Dieser berechnet sich aus dem Kaufpreis plus Restbetrag, geteilt durch zwei. Das ergibt 13 500 Franken. Davon nimmt Daniel nun den Zins. 5% von 13 500 Franken sind 675 Franken pro Jahr oder 56.25 Franken pro Monat. Da die Laufzeit 3 Jahre beträgt, muss Daniel insgesamt mit Zinskosten von 2025 Franken rechnen. Die im Inserat erwähnte monatliche Leasingrate setzt sich demnach wie folgt zusammen: 361.10 Franken plus 56.25 Franken ergibt 417.35 Franken. Aber nebst der Leasingrate fallen weitere Kosten an: Vollkaskoversicherung, Haftpflichtversicherung, Verkehrssteuer, Benzin, Reifen, Service und Reparaturkosten sowie Kosten für einen Park-/Garagenplatz. (Im Leasingvertrag ist genau festgeschrieben, wie ein Auto zu unterhalten ist.)

Gut zu wissen beim Autoleasing

  • Ein geleastes Auto kommt rund 10–15% teurer als ein gekauftes Auto. Dabei müssen auch Zusatzkosten wie die oftmals vorgegebene Vollkaskoversicherung berücksichtigt werden.
  • Die Daumenregel ist eine Vereinfachung und überschätzt die Zinskosten des Leasings leicht.
  • In der Schweiz ist aktuell festgelegt, dass der Zinssatz beim Autoleasing nicht höher als 11% sein darf (Stand 2023).
  • Einen Leasingvertrag kann man bis 14 Tage nach Erhalt der Vertragskopie schriftlich widerrufen. Danach ist die Kündigung zwar noch möglich, in der Regel jedoch sehr teuer.

Welche Alternativen zum Leasing gibt es?

Sparen, dann Barkauf: Beim Barkauf sind die Kaufkosten am niedrigsten. Wenn Daniel nicht genügend Bargeld für eine Anschaffung auf der Seite hat, müsste er sparen. (Alternative: günstigere Occasion kaufen.)

Barkredit: Daniel könnte das für den Autokauf nötige Geld auch in Form eines Barkredits ausleihen. Dann würde das Auto ihm gehören. Bei einem finanziellen Engpass könnte er es zudem wieder verkaufen. Aber: Wenn das Auto kaputtgeht und Daniel keine Vollkaskoversicherung abgeschlossen hat, ist das Auto weg. Den Kredit müsste er trotzdem zurückzahlen.

 

Vergleich verschiedener Beschaffungsformen 

Die folgende Tabelle zeigt die ungefähren Kosten aller Beschaffungsformen für ein Auto mit einem Neuwert von 20 000 Franken.

 

  Barkauf Barkredit Leasing Auto-Abo Automiete Carsharing
Kaufpreis des Autos 20 000 Franken 20 000 Franken 20 000 Franken 20 000 Franken 20 000 Franken 20 000 Franken
Zinssatz
jährlich
In der Regel zwischen 4,5% und 9,9% In der Regel zwischen 3,9% und 5,9%
Kosten
pro Monat
(ohne Nebenkosten)
Monatlich zwischen 210 und 550 Franken, je nach Laufzeit und Zinssatz Monatlich zwischen ca. 420 und 620 Franken, je nach Laufzeit und Zinssatz Monatlich zwischen ca. 420 und 1300 Franken, je nach Abo-Dauer und Anzahl Freikilometer
  • Zwischen 1200 und 2400 Franken pro Monat, je nach Mietdauer
  • Tagespreise zwischen 50 und 120 Franken bei Mietdauer bis zu einem Monat
  • Zeittarif von 2 bis 5 Franken pro Stunden und Kilometertarif von 0.65 bis 1 Franken.
  • Tagespakete zwischen 90 und 170 Franken
Laufzeit In der Regel zwischen 6 Monaten und 5 Jahren In der Regel 2 bis 4 Jahre Zwischen 3 Monaten und 4 Jahren In der Regel für ein paar Tage bis zu einem Jahr In der Regel für ein paar Stunden bis zu ein paar Tagen
Kostenfaktoren Autounterhalt Für ein solches Auto fallen für Steuern, Versicherungen, Unterhalt, Treibstoff und Parkplatzgebühren zwischen 520 und 770 Franken an, je nach Wohnort und zurückgelegten Kilometern. Für ein solches Auto fallen für Steuern, Versicherungen, Unterhalt, Treibstoff und Parkplatzgebühren zwischen 520 und 770 Franken an, je nach Wohnort und zurückgelegten Kilometern. Für ein solches Auto fallen für Steuern, Versicherungen, Unterhalt, Treibstoff und Parkplatzgebühren zwischen 520 und 770 Franken an, je nach Wohnort und zurückgelegten Kilometern.
  • Sämtliche Kosten ausser Treibstoff und Parkplatzgebühren sind in der Abo-Gebühr enthalten.
  • Kosten privater Parkplatz: zwischen 100 und 300 Franken pro Monat, je nach Wohnort
  • Sämtliche Kosten ausser Treibstoff und Parkplatzgebühren sind in der Abo-Gebühr enthalten.
  • Kosten privater Parkplatz: zwischen 100 und 300 Franken pro Monat, je nach Wohnort
  • Sämtliche Kosten ausser Parkplatzgebühren sind in den Tarifen enthalten.
  • Parkplatzkosten: im Durchschnitt zwischen 2.50 und 3 Franken pro Stunde und 6 bis 50 Franken pro Tag
Eigentümer:in Das Auto gehört nach dem Kauf Daniel. Das Auto gehört nach dem Kauf Daniel. Das Auto gehört nicht Daniel. Das Auto gehört nicht Daniel. Das Auto gehört nicht Daniel. Das Auto gehört nicht Daniel.
Für welches Nutzungsprofil eignet sich diese Beschaffungsform?
  • Für die regelmässige Nutzung während mehrerer Jahre
  • Wenn man Eigentümer:in eines Autos sein möchte.
  • Für die regelmässige Nutzung während mehrerer Jahre
  • Wenn man Eigentümer:in eines Autos sein möchte und die Anschaffungskosten nicht auf einmal bezahlen kann oder will.
  • Für die regelmässige Nutzung während mehrerer Jahre
  • Für die Verteilung der Anschaffungskosten auf mehrere Jahre
Für die gelegentliche Nutzung während einiger Monate Für die gelegentliche Nutzung während einiger Tage / Wochen Für die gelegentliche Nutzung während einiger Stunden bis zu einem Tag
Besonderes Daniel muss den gesamten Kaufpreis schon vor dem Kauf angespart haben. Am besten legt sie sich jeden Monat einen bestimmten Teil ihres Lohns zur Seite und budgetiert so den Autokauf ein. Ein Kredit ist immer teurer als der Barkauf und muss im Budget als regelmässige Ausgabe fix eingeplant werden. Beim Leasing bezahlt Daniel regelmässig einen festgelegten Betrag. Sie muss diesen Betrag fix im Budget einplanen. Beim Auto-Abo bezahlt Daniel regelmässig einen festgelegten Betrag. Sie muss diesen Betrag fix im Budget einplanen. Bei der Automiete bezahlt Daniel einen festgelegten Betrag. Sie muss diesen Betrag fix im Budget einplanen. Für das Carsharing fallen meist Kosten pro Kilometer und Zeit an. Ob sich diese lohnen, hängt stark von der individuellen Nutzung ab.