Wissen über nachhaltige Anlagen

Die Diskussion zur Rolle der Finanzmärkte bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Nachhaltige Investitionen sind jedoch nicht immer einfach zu identifizieren.

Eine aktuelle Studie untersucht, wie viel die Schweizer Bevölkerung über sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltige Anlageprodukte weiss. Wir geben hier eine Übersicht über wichtige Erkenntnisse.

In der Schweiz ist das grundlegende Finanzwissen im Vergleich zu anderen Ländern auf einem hohen Niveau. Allerdings erfordert die Unterscheidung nachhaltiger Anlageprodukte von Greenwashing ein tiefergehendes Verständnis, das über dieses Basiswissen hinausgeht. Dies liegt vor allem an der fehlenden Transparenz und den fehlenden Vorschriften bezüglich der Nachhaltigkeit von Finanzprodukten.

Hier knüpft eine neue Studie von Massimo Filippini, Markus Leippold und Tobias Wekhof an, die untersucht, wie es um die nachhaltige Finanzkompetenz (Sustainable Finance Literacy) in Schweizer Haushalten steht. In der Studie wird diese definiert als «das Wissen und die Fähigkeit, Finanzprodukte anhand ihrer angegebenen nachhaltigkeitsbezogenen Eigenschaften zu identifizieren und zu bewerten».

Wie wird nachhaltige Finanzkompetenz gemessen?

Die Autoren sammelten Antworten von 3059 Schweizer Haushalten, die alle bereits über Anlageerfahrung verfügen. Die Befragten mussten eine Mischung aus offenen und Multiple-Choice-Fragen beantworten. Mit verschiedenen Regressionsmodellen und dem Einsatz von natürlicher Sprachverarbeitung und künstlicher Intelligenz liefert die Studie Erkenntnisse zur nachhaltigen Finanzkompetenz in der Schweiz.

Nachfolgend zwei Beispiele von Multiple-Choice-Fragen zur Bewertung der Kenntnisse über nachhaltige Finanzen. Die richtige Antwort ist jeweils unterstrichen und der Anteil der Antworten ist in Klammern angegeben.

  1. Muss ein Produkt, das in der Schweiz als «nachhaltiges Finanzprodukt» beworben wird, einheitliche, von den staatlichen Aufsichtsbehörden festgelegte Kriterien erfüllen?
    1. Ja [31.9%]
    2. Nein [41.0%]
    3. Ich weiss nicht. [27.1%]
  2. Wie viele der drei ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Corporate Governance) muss ein Unternehmen erfüllen, um auf den Finanzmärkten als nachhaltig zu gelten?
    1. nur eines der drei Kriterien [4.5%]
    2. zwei Kriterien [12.2%]
    3. alle drei Kriterien [46.1%]
    4. Ich weiss nicht. [37.3%]

 

Die Fragen illustrieren, dass nachhaltige Finanzkompetenz ein Verständnis von Nachhaltigkeit im Sinne der ESG-Kriterien und Kenntnisse zu den entsprechenden Regulierungen (Gesetze, Verordnungen usw.) in der Schweiz erfordert. Dies sind Schlüsselfaktoren zur Beurteilung der Nachhaltigkeit von Finanzprodukten.

Wie sieht die Situation in der Schweiz aus?

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Finanzkompetenz in der Schweiz zwar vergleichsweise hoch ist, die befragten Haushalte aber nur über ein geringes Wissen über nachhaltige Finanzen verfügen. Der Mangel an nachhaltigem Finanzwissen führt dazu, dass Anleger:innen anfälliger für potenziell irreführendes Marketing und Greenwashing sind.

Die Studie stellt ferner fest, dass ein höherer Bildungsgrad, ein höheres Einkommen, ein jüngeres Alter und eine höhere Risikobereitschaft die nachhaltige Finanzkompetenz positiv beeinflussen.

Wie kann das Wissen über nachhaltige Finanzen in der Schweiz verbessert werden?

Die Studie kommt zum Schluss, dass mit transparenten Regulierungsstandards die nachhaltige Finanzkompetenz verbessert werden könnte. Dies wurde beispielsweise bei der Energieeffizienz von Geräten eingesetzt (eine Skala von A+++ bis G), was den Entscheidungsprozess von Privatpersonen vereinfacht.

Darüber hinaus könnten Informationskampagnen über nachhaltige Finanzen das Wissen der Anleger:innen verbessern.

 

Lesen Sie die ganze Studie auf Englisch hier.

Beitrag von:
Lukas Gebhardt
erstellt am 15.05.2024

Beitrag teilen