Prinzipien der Verhaltensökonomie

Menschen sind keine perfekten Rechner – und genau das macht die Verhaltensökonomie so spannend. Doch wie vermittelt man diese Einsichten am besten? Die Ökonomen David Laibson und John A. List haben sechs Prinzipien formuliert, die zeigen, wie Menschen wirklich Entscheidungen treffen – und wie man das im Unterricht integrieren kann. 

Lange Zeit galt in der Ökonomie der Homo oeconomicus als Leitbild: rational und eigennützig. Doch diese Annahmen stossen rasch an Grenzen – vergleiche etwa den Beitrag von Christian Zehnder in der Schwerpunktausgabe der Zeitschrift Die Volkswirtschaft vom September 2018. Experimente machen klar: Menschen handeln oft nicht so, wie die Theorie es vorhersagt. 

Daraus entstand die Verhaltensökonomie – mit dem Ziel, die Wirtschaftswissenschaft um ein realistischeres Menschenbild zu erweitern.

 

Warum Verhaltensökonomie zählt

Menschliche Entscheidungen sind oft alles andere als rein rational: Sie sind geprägt von Emotionen und begrenzter Selbstkontrolle. Genau deshalb liefert die Verhaltensökonomie wertvolle Einsichten und Werkzeuge, die helfen, bessere Entscheidungen zu treffen.

 

Die sechs Prinzipien 

Kern dieses Felds sind sechs Prinzipien, die das Denken und Handeln von Menschen in der Verhaltensökonomie beschreiben. Eine Übersicht dazu – angelehnt an die Studie von Laibson und List (2015):

  • Prinzip 1: Menschen versuchen, die bestmögliche Option zu wählen, aber sie schaffen es manchmal nicht.
  • Prinzip 2: Menschen kümmern sich (zum Teil) darum, wie ihre Umstände im Vergleich zu Referenzpunkten aussehen.
  • Prinzip 3: Menschen haben Probleme mit Selbstkontrolle.
  • Prinzip 4: Menschen kümmern sich neben dem eigenen Nutzen auch um das, was andere tun und erreichen.
  • Prinzip 5: Menschen handeln auf Märkten manchmal rationaler, aber psychologische Faktoren wirken trotzdem mit.
  • Prinzip 6: Menschen können durch weniger Wahlmöglichkeiten manchmal besser entscheiden, doch strenge Vorgaben sind umstritten und oft wenig erfolgreich.

Von der Theorie in die Praxis

Laibson und List betonen, dass diese Prinzipien der Verhaltensökonomie nicht Theorie bleiben, sondern lebendig werden sollten. Statt sie isoliert zu behandeln, empfehlen sie, sie in zentrale Themen zu integrieren. Und mehr noch: Sie schlagen vor, eine eigene Lektion zu gestalten, in der die sechs Prinzipien greifbar werden – mit anschaulichen Beispielen vom Ultimatumspiel im Klassenzimmer bis hin zu Marktphänomenen wie der Dotcom-Blase Anfang der 2000er-Jahre. 

 

Lesen Sie die ganze Studie von 2015 sowie sämtliche Unterrichtsideen auf Englisch hier

Portrait von Lara Kölük
Beitrag von:
Lara Kölük
erstellt am 16.10.2025
geändert am 04.12.2025

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