Geldpolitik: Anwendung
Geldpolitik: Anwendung

Szenario «Soft Landing»

Geldpolitik: Anwendung

Einleitung

In der Simulation Mopos übernehmen Sie die Rolle eines Mitglieds der Zentralbankleitung. Eine Zentralbank ist keine gewöhnliche Bank, sondern erfüllt eine besondere Aufgabe: Sie muss die Geldpolitik im Gesamtinteresse des Landes führen. Was das heisst, erfahren Sie im Rahmen dieses Briefings.

Dieses Briefing dient Ihnen als Leitfaden und führt Sie durch alle Phasen der Simulation. Es beschreibt den Auftrag und die Vorbereitungsschritte, gibt einen Überblick zur Ausgangslage und unterstützt Sie dabei, nach der Simulation Ihre Entscheidungen in der Auswertung zu analysieren und zu reflektieren.

Ihr Auftrag

Führen Sie während der nächsten 5 Jahre bzw. 20 Quartale die Geldpolitik eines fiktiven Landes. Sorgen Sie für stabile Preise (Inflation zwischen 0% und 2%), ohne dass die Gesamtwirtschaft stark überhitzt oder abkühlt (Produktionslücke zwischen −1% und 1%).

Notieren Sie bei besonders heiklen oder bedeutenden Zinsentscheiden die Begründung: Warum haben Sie als Zentralbankleitung den Leitzins angepasst und warum in diesem Umfang? Mehr müssen Sie nicht notieren, da die Simulation alle weiteren Daten im Hintergrund festhält, einschliesslich der Auswirkungen Ihrer Entscheidungen auf Inflation und Konjunktur.

Vorbereitungsschritte

Starten Sie Mopos unter folgendem Link: mopos.iconomix.ch. Die Begrüssungsansicht erscheint. Klicken Sie auf «Weiter».

Auf der zweiten Ansicht können Sie den Simulationsmodus wählen. Wählen Sie das Szenario «Soft Landing». Es erlaubt Ihnen, Ihr geldpolitisches Geschick in einer vorgegebenen Situation unter Beweis zu stellen. Klicken Sie auf «Weiter».

In der nächsten Ansicht wird nach Eingabe Ihres Namens oder des Namens Ihrer Gruppe gefragt. Klicken Sie anschliessend auf «Weiter».

Auf der nächsten Ansicht wird kurz die Ausgangslage beschrieben. Mit einem Klick auf «Amtszeit starten» wird die Simulation geladen.

Ausgangslage

Bei Ihrer Amtsübernahme stellt sich die wirtschaftliche Situation wie folgt dar: Die Inflation bewegt sich mit 0,92% ungefähr in der Mitte des anvisierten Bereichs von zwischen 0% und 2%. Die Wirtschaft befindet sich in einer Boomphase: Der Konjunkturindikator «Produktionslücke» liegt im laufenden Quartal bei etwas über 1%. Sie erkennen die lauernde Gefahr: Überhitzt die Wirtschaft, entsteht Inflationsdruck. Sie werden die Zinsen deshalb anheben wollen. Doch seien Sie vorsichtig und bekämpfen Sie die Inflation nicht zu forsch, sonst stürzen Sie die Wirtschaft direkt vom Boom in die Rezession!

Auswertung

Am Ende eines Szenarios liefert Mopos eine Auswertung Ihrer Amtszeit mit Zeitreihengrafiken für Nominalzins, Inflation und Produktionslücke sowie den nachfolgend aufgeführten zusätzlichen Angaben.

Kennzahlen zur Mandatserfüllung

Die Zielsetzung «für stabile Preise sorgen, ohne dass die Gesamtwirtschaft stark überhitzt oder abkühlt» lässt sich anhand von vier Kennzahlen messen:

Durchschnittliche Inflation Die im Durchschnitt über alle Quartale erzielte Inflationsrate.
Durchschnittliche Produktionslücke Die im Durchschnitt über alle Quartale gemessene Produktionslücke.
Standardabweichung der Inflationsrate Misst, ob sich die Zielgrösse Inflation gleichmässig entwickelt hat (tiefe Standardabweichung) oder ob es ein turbulentes Auf und Ab gab (hohe Standardabweichung). Eine tiefe Standardabweichung wird besser beurteilt.
Standardabweichung der Produktionslücke Wie oben, allerdings für die Zielgrösse Produktionslücke.

Tabelle 1: Kennzahlen zur Mandatserfüllung

Benchmark-Werte basierend auf der Taylor-Regel

Tabelle 2 enthält Benchmark-Werte (d. h. Vergleichswerte) zur Beurteilung Ihrer geldpolitischen Leistung im Szenario «Soft Landing». Diese Werte wurden auf Basis eines «automatischen Piloten» ermittelt, der die Geldpolitik nach der sogenannten Taylor-Regel steuerte. Diese Regel gibt vor, wie eine Zentralbank auf Veränderungen bei Inflation und Konjunktur reagieren sollte. Die Funktionsweise dieser Regel ist im unten stehenden Textkasten erläutert.

Durchschnittliche Inflation 1,90%
Durchschnittliche Produktionslücke 0,49%
Standardabweichung der Inflationsrate 0,44%
Standardabweichung der Produktionslücke 0,60%

Tabelle 2: Benchmark für das Szenario «Soft landing» nach 20 Quartalen basierend auf Taylor-Regel

Zur «Taylor-Regel»

Die Taylor-Regel ist eine einfache, aber weit verbreitete Regel zur systematischen Steuerung der Geldpolitik. Sie beschreibt, wie Zentralbanken den Leitzins anpassen sollen, wenn sich Inflation oder Konjunktur vom angestrebten Zielpfad entfernen.

In Mopos wird diese Regel wie folgt umgesetzt: Liegt die Inflation über dem langfristig angestrebten Zielwert von 2%, soll die Zentralbank den Leitzins erhöhen, und zwar um 1,5 Prozentpunkte je Prozentpunkt Inflation. Liegt die tatsächliche Produktion über dem langfristigen Produktionspotenzial, droht die Wirtschaft zu überhitzen und es entsteht Inflationsdruck. In diesem Fall empfiehlt die Regel, pro Prozentpunkt, den die Produktion das Potenzial übersteigt, den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte anzuheben.

Die Anwendung der Taylor-Regel führt oft zu einem volatilen (d. h. schwankenden) Zinspfad. Es ist daher üblich, den Zinssatz etwas zu glätten. Mopos berücksichtigt dies mit einem Glättungskoeffizienten von 0,2. Das bedeutet, dass in jeder Periode nur 80% des Zinsschrittes umgesetzt werden, den die Taylor-Regel eigentlich vorschreibt.

Smiley-Feedback

Das Smiley-Feedback bietet ein visuelles Gesamtfeedback, basierend auf den Mandatskriterien und den Benchmark-Werten (siehe Abschnitt oben). Da das geldpolitische Mandat nicht unter allen Szenarien vollständig erfüllt werden kann, orientiert sich das Smiley-Feedback in solchen Fällen an den Benchmark-Werten. Dadurch ermöglicht es unter allen Umständen eine objektive und transparente Beurteilung Ihrer Amtszeit.

  sehr gut

  gut

  genügend

  ungenügend

Analyse und Reflexion

Bericht über Ihre Amtszeit

Am Ende Ihrer Amtszeit müssen Sie als Mitglied der Zentralbankleitung dem Parlament (Ihrer Klasse) einen Bericht über Ihre Amtszeit präsentieren. Sie können dabei auf die Ansicht «Rückblick auf Ihre Amtszeit» (kurz: Auswertung) – die entweder heruntergeladen oder mit einer beliebigen E-Mail-Adresse geteilt werden kann –, Ihre Notizen sowie folgende Leitfragen zurückgreifen:

  1. Entscheidungsprozess: Wie haben Sie im Team den Leitzins festgelegt? Gab es Meinungsverschiedenheiten, und falls ja, wie wurden diese gelöst?
  2. Entwicklung von Inflation und Konjunktur: Wie haben sich Inflation und Konjunktur während Ihrer Amtszeit entwickelt? Analysieren Sie dies mithilfe der Auswertung.
  3. Mandatserfüllung: Inwieweit ist es Ihnen gelungen, das geldpolitische Mandat – Preisstabilität und eine ausgewogene Konjunktur – zu erfüllen? Was lief gut, welche Schwierigkeiten sind aufgetreten? Stützen Sie Ihre Einschätzung auf die Auswertung.
  4. Schlüsselentscheide: Welche Zinsentscheide waren während Ihrer Amtszeit besonders herausfordernd oder bedeutend? Würden Sie sich rückblickend anders entscheiden, und warum?
  5. Herausforderungen: Welche Faktoren erschwerten es Ihnen, den geldpolitischen Kurs optimal zu steuern? Inwiefern haben Ihnen die Prognosen zu Konjunktur und Inflation geholfen, die Unsicherheiten zu bewältigen?
  6. Optional – Bezug zur realen Geldpolitik: Welche Parallelen und Unterschiede sehen Sie zwischen der Simulation und den realen Herausforderungen der Geldpolitik, etwa bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB)?

Kurzpräsentation

Ihre Kurzpräsentation soll 3–5 Minuten dauern. Orientieren Sie sich dabei an den fünf oben aufgeführten Leitfragen. Falls gewünscht, können Sie auch die optionale sechste Leitfrage einbeziehen.

Beginnen Sie mit einer kurzen Einleitung, in der Sie Ihren Ansatz oder Ihre Strategie beschreiben. Im Hauptteil gehen Sie auf die Leitfragen ein, und im Schlussteil fassen Sie Ihre Erkenntnisse zusammen.

Nutzen Sie als Hilfsmittel die Ansicht «Rückblick auf Ihre Amtszeit» aus der Simulation.

Achten Sie darauf, klar und verständlich zu präsentieren und sich auf die wesentlichen Punkte zu konzentrieren.