
Seit Jahren wachsen in der Schweiz die vererbten Vermögen schneller als die Einkommen. Was das für Arbeitsmarkt und Staatsfinanzen bedeutet, skizziert Wirtschaftsprofessor Marius Brülhart in einem Interview mit der NZZ.
In der Schweiz ist der Anteil am Vermögen aus einem Erbe stetig gewachsen und liegt mittlerweile bei beträchtlichen 50 Prozent. Die Erbschaftssteuer hat indes aus überraschenden Gründen eine gegenteilige Entwicklung gemacht. Dies führt zu höheren verfügbaren Erbbeträgen und somit zu veränderten Möglichkeiten für die Erben.
Über die Hälfte der Begünstigten sind beim Erbantritt zwischen 50 und 65 Jahre alt. Neben grossen Erbschaften – insbesondere Firmenanteile – die meist weiterwachsen, werden kleinere Erbschaften von dieser Altersgruppe häufig konsumiert oder für ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben genutzt. Diese Präferenz hat negative Auswirkungen auf das Arbeitsangebot dieser Altersgruppe und folglich auf das BIP der Schweiz.
In seinem NZZ-Beitrag von 16. April 2025 («Viele Erben reduzieren ihr Arbeitspensum») erläutern Brülhart, mit welchen Argumenten eine massvolle, landesweit einheitliche Nachlasssteuer den negativen Arbeitsmarkteffekten entgegenwirken könnte.
Brülharts Fazit: Erbschaften dämpfen das Arbeitsangebot und verstärken die Vermögenskonzentration. Eine landesweit moderate Erbschaftssteuer könnte diesen Effekt abfedern – und zugleich Mittel für die AHV sichern.
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Quelle: Die Volkswirtschaft / Marius Brülhart
Marius Brülhart ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Lausanne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Finanz-, Regional- und Aussenwirtschaft. Er berät zudem regelmässig nationale und internationale Organisationen und leitet verschiedene wissenschaftliche Gremien.
