Seit den 1980er Jahren erlebten die Wirtschaftswissenschaften durch die Digitalisierung einen gewaltigen Schub – leistungsfähigere Computer und umfangreichere Datensätze veränderten die Forschung.
Einer, der diese sogenannte «empirische Revolution» massgeblich mitgeprägt hat, ist Professor Ernst Fehr von der Universität Zürich. Ein Artikel der Weltwoche beschreibt, welche Möglichkeiten diese Revolution der Forschung Fehr nach eröffnete.

Die Wirtschaftswissenschaften waren bis in die 1980er-Jahre theorielastig — Modelle dominierten, empirische Studien waren vergleichsweise rar. Wer in führenden Fachzeitschriften publizierte, bewegte sich in einem kleinen, oft abgeschlossenen Diskurs. Diese Zeit wird laut einem Artikel der Weltwoche vom Juli 2020 («Die empirische Revolution») von Ernst Fehr als Phase beschrieben, in der Forschende vor allem im Elfenbeinturm diskutierten — fern der gelebten Realität, oft aufgrund fehlender Daten.
Empirischer Realitäts-Check
Ab den 1980er Jahren führte die aufkommende Digitalisierung und damit die Verfügbarkeit leistungsfähigerer Computer und immer umfangreicherer Datensätze zu einer empirischen Revolution. Die Wirtschaftswissenschaften konnten nun Daten statt Modelle sprechen lassen.
Dadurch liessen sich zum Beispiel Fragen wie «Wie wirkt sich frühe Kinderbetreuung auf Bildungschancen und den späteren Lebenserfolg aus?» oder «Welche Auswirkungen hat der Mindestlohn auf die Beschäftigung?» empirischer als bisher angehen.
Des Weiteren ermöglichte die Kombination aus Daten und Rechenpower der Forschung nicht wie bis anhin vorwiegend bloss Zusammenhänge zu erkennen, sondern kausale Wirkungen mit wissenschaftlicher Präzision zu untersuchen.
Politikberatung auf neuer Grundlage
Damit veränderte sich auch die Rolle der Ökonomie in der Politik. Empfehlungen basieren heute viel stärker auf überprüfbaren Zusammenhängen — unterlegt mit vielen Daten. Der Weltwoche zufolge ist das für Ernst Fehr einen Fortschritt: Ökonomische Forschung ist heute ergebnisoffener, faktenbasierter und zugleich relevanter für die Gesellschaft.
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Quelle: UZH
Ernst Fehr ist Professor für Mikroökonomie und Experimentelle Ökonomie an der Universität Zürich und einer der einflussreichsten Ökonomen Europas.
Der 69-jährige Voralberger gilt mit seinen Arbeiten zu Kooperation, sozialen Normen und menschlichem Altruismus als Wegbereiter der Verhaltens- und Neuroökonomie.
