Konjunkturtendenzen Herbst 2024
Die Expertengruppe des Bundes für Konjunkturprognosen publiziert jedes Quartal eine
Die Herbstprognose wurde am 19. September 2024 mit einer Medienmitteilung des SECO präsentiert. Sie wurde in einer ausführlichen SECO-Publikation, den «Konjunkturtendenzen Herbst 2024», dokumentiert – siehe nebenstehende Abbildung. Diese Publikation ist im Internet frei zugänglich unter www.seco.admin.ch/Konjunkturtendenzen.
Im vorliegenden Aufgabenset mit integriertem Fachtext gibt Iconomix anhand von Auszügen aus der SECO-Medienmitteilung sowie aus der 26-seitigen SECO-Publikation eine knappe Zusammenfassung und ergänzt diese mit als Aufträge formulierten Fragen zum Text. Fragen, die mit dem ✪-Icon markiert sind, weisen über den SECO-Text hinaus und laden zum Weiterdenken ein; sie dienen der Vertiefung.
Die Zusammenfassung von Iconomix hat folgende Struktur: Die Schweiz als kleine, weltmarktorientierte Volkswirtschaft wird stark von der weltwirtschaftlichen Konjunktur beeinflusst. Deshalb werden im ersten Teil die Lage der Weltwirtschaft und das monetäre Umfeld dargestellt. Im zweiten Teil wird die Wirtschaftslage Schweiz im 2. Quartal 2024 beschrieben. Im dritten Teil wird die aktuelle Konjunkturprognose für die Jahre 2024 und 2025 vorgestellt, und im vierten Teil werden die Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung und der Prognose erläutert.
Foliensatz mit Grafiken und Tabellen
Das Modul «Konjunkturtendenzen» von Iconomix umfasst auch einen Foliensatz (PDF) mit allen Grafiken und Tabellen aus der gleichnamigen SECO-Publikation – von den Beiträgen zum BIP-Wachstum der inländischen Endnachfrage über den Welthandel bis hin zur Inflationsentwicklung.
Realwirtschaft
Die Weltwirtschaft wuchs im 2. Quartal 2024 etwas schneller als noch zu Jahresbeginn. Die Heterogenität zwischen den einzelnen Ländern war dabei hoch: So wuchs das BIP in den USA, im Vereinigten Königreich und in Japan verhältnismässig kräftig. Im Euroraum schwächte sich das Wachstum hingegen etwas ab, wobei das BIP in Deutschland sogar schrumpfte. Auch in China schwächte sich das BIP-Wachstum erwartungsgemäss ab.
Die Lage auf dem internationalen Arbeitsmarkt ist trotz einer leichten Eintrübung in verschiedenen Ländern im historischen Vergleich nach wie vor günstig. Entsprechend stiegen vielerorts die Löhne, wenn auch etwas langsamer als zuvor. Zusammen mit der schwächeren Inflation stützt dies die Kaufkraft der privaten Haushalte.
Monetäre Entwicklung
In vielen Ländern hat sich die Inflation seit Ende 2023 dem geldpolitischen Zielbereich angenähert. Angesichts der abnehmenden Inflations- und Kerninflationszahlen haben viele Zentralbanken über den Sommer die Zinswende eingeleitet.
Der Schweizer Franken wertete in den letzten Monaten breit gegenüber den Währungen der bedeutendsten Handelspartner auf.
Fragen zum internationalen und zum monetären Umfeld
Beschreiben Sie kurz die aktuelle Lage der Weltwirtschaft. Gehen Sie dabei auf die unterschiedliche Entwicklung (Heterogenität) in den verschiedenen Wirtschaftsräumen ein.
Beschreiben Sie kurz die monetäre Entwicklung im Herbst 2024.
✪ Im SECO-Text wird der Begriff «Zinswende» verwendet. Erläutern Sie, was darunter zu verstehen ist.
✪ In den vergangenen Wochen hat der Schweizer Franken wieder spürbar an Wert zugelegt. Beschreiben Sie, wie sich eine Aufwertung des Schweizer Frankens in der kurzen Frist auf die Schweizer Exporte auswirkt.
Bruttoinlandprodukt
Im 2. Quartal 2024 wuchs die Schweizer Wirtschaft leicht überdurchschnittlich. Das BIP stieg um rund 0,5%, nach knapp 0,3% im Vorquartal (Sportevent-bereinigt).
Das Resultat reiht sich im internationalen Vergleich im Mittelfeld ein: Die USA und das Vereinigte Königreich wuchsen stärker; die unmittelbaren Nachbarländer und der Euroraum insgesamt schwächer, Deutschland rapportierte ein leichtes Minus.
Das Wachstum im 2. Quartal steht im Zeichen der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Deren kräftige Expansion, gemessen sowohl an den Exporten als auch an der Wertschöpfung, erklärt die BIP-Entwicklung grösstenteils.
Weniger positiv stellt sich die Entwicklung in den anderen Bereichen der Schweizer Wirtschaft dar. Das «übrige» verarbeitende Gewerbe, das typischerweise stärker gegenüber der internationalen Konjunktur und dem Wechselkurs exponiert ist, schloss das 2. Quartal im Minus.
Arbeitsmarkt
Im Juli 2024 erreichte die saisonbereinigte Arbeitslosenquote (ALQ) 2,5%, was einem Anstieg um 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht.
Preise
Die Inflation entwickelte sich in den vergangenen Monaten seitwärts und lag im August bei 1,1% (Juli: 1,3%). Damit liegt die Inflation inzwischen seit mehr als einem Jahr im Zielbereich der Schweizerischen Nationalbank zwischen 0% und 2%.
Fragen zur Wirtschaftslage Schweiz
Beschreiben Sie, wie sich die Schweizer Wirtschaft im 2. Quartal 2024 entwickelt hat.
Gehen Sie kurz auf die Lage am Schweizer Arbeitsmarkt ein.
Geben Sie kurz wieder, wie sich die Teuerung im Sommer 2024 entwickelt hat.
✪ Im SECO-Text ist im Zusammenhang mit der Arbeitslosenquote (ALQ) von «Prozentpunkten» die Rede. Was sind Prozentpunkte? Erklären Sie.
✪ Warum bereinigt das SECO das Schweizer BIP um internationale Sportgrossanlässe («Sportevent-bereinigtes BIP»)? Begründen Sie.
Annahmen zur Weltkonjunktur
Die verhaltene Entwicklung insbesondere im europäischen Ausland und die reale Aufwertung des Schweizer Frankens in den vergangenen Monaten bremsen die konjunktur- und wechselkursexponierten Bereiche der Schweizer Exportwirtschaft. Für das Gesamtjahr 2024 rechnet die Expertengruppe gleichwohl mit einem starken Anstieg der Exporte. Dieser geht massgeblich auf das ausserordentlich kräftige 2. Quartal zurück.
Für das kommende Jahr ist zu erwarten, dass sich insbesondere das europäische Ausland allmählich von der aktuellen Schwächephase erholt. Im Verlauf sollten dadurch auch die Schweizer Exporte und Investitionen wieder an Dynamik gewinnen.
Bruttoinlandprodukt (BIP)
Vor diesem Hintergrund hält die Expertengruppe Konjunkturprognosen an ihrer bisherigen Einschätzung fest: Die Schweizer Wirtschaft sollte 2024 – gemessen am Sportevent-bereinigten BIP – um 1,2% wachsen. Dies wäre wie bereits 2023 ein deutlich unterdurchschnittliches Wachstum.
Für das kommende Jahr ist eine gewisse Normalisierung des Konjunkturgangs zu erwarten. Die Expertengruppe prognostiziert für 2025 ein Wachstum des Sportevent-bereinigten BIP von 1,6% (Prognose von Juni: 1,7%), das dann nur noch leicht unter dem langjährigen Durchschnitt von 1,8% liegt.
Konsum und Investitionen
Im Inland dürften vor allem die Konsumausgaben das Wachstum stützen. Im Jahresdurchschnitt 2024 sollte die Inflation bei 1,2% zu liegen kommen (Prognose von Juni: 1,4%), 2025 bei 0,7% (Prognose von Juni: 1,1%). Zudem dürfte die Beschäftigung weiter steigen, wenn auch mit nachlassender Dynamik. In Summe ist von stützenden Effekten auf den privaten Konsum auszugehen.
Hingegen dürften die Investitionen zurückgehen: Die Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten ist tief und die Auftragslage schwach.
Arbeitsmarkt
Am Arbeitsmarkt geht die moderate Konjunkturdynamik mit steigenden Arbeitslosenzahlen einher. Im Jahresdurchschnitt 2024 sollte die Arbeitslosenquote bei 2,4% (unveränderte Prognose) zu liegen kommen, 2025 bei 2,6% (unveränderte Prognose).
Fragen zur Konjunkturprognose Schweiz
Geben Sie kurz wieder, mit welchem BIP-Wachstum die Expertengruppe des Bundes für die Jahre 2024 und 2025 rechnet.
Fassen Sie kurz zusammen, mit welcher Arbeitslosenquote (ALQ) im Prognosezeitraum zu rechnen ist.
Erklären Sie in wenigen Worten, wie sich die Inflation über den Prognosezeitraum entwickeln dürfte.
Der SECO-Text nennt zwei Faktoren, die den privaten Konsum und damit die Konjunktur stützen. Welche zwei Faktoren sind dies?
Neben dem privaten Konsum wird im Text auch die BIP-Komponente Investitionen erwähnt. Welche Entwicklung wird für diese Komponente prognostiziert?
✪ Im SECO-Text steht, dass für 2025 eine «Normalisierung des Konjunkturgangs» erwartet wird. Was ist damit gemeint? Erklären Sie.
✪ Die Expertengruppe für Konjunkturprognosen geht für 2025 von einem stärkeren Wachstum (1,6%) als für 2024 (1,2%) aus. Dennoch sagt die Expertengruppe einen Anstieg der Arbeitslosenquote (ALQ) von 2,4% im Jahr 2024 auf 2,6% im Jahr 2025 vorher. Wie ist dieser Anstieg in der ALQ zu erklären? Begründen Sie.
Geopolitik
Geopolitische Risiken bleiben insbesondere im Zusammenhang mit den bewaffneten Konflikten im Nahen Osten und in der Ukraine bestehen. Damit einhergehen könnten starke Anstiege von Rohstoffpreisen oder Transportkosten, mit entsprechenden inflationären Rückwirkungen.
Finanzmärkte
Auch unabhängig davon könnte sich die geldpolitische Lockerung in den grossen Währungsräumen langsamer vollziehen als derzeit antizipiert. Dann würden sich bestehende Risiken im Zusammenhang mit der globalen Verschuldung, Bilanzrisiken bei Finanzinstitutionen sowie Risiken an den Immobilien- und Finanzmärkten verschärfen. Die Wahrscheinlichkeit von Korrekturen an den Finanzmärkten ist erhöht.
Internationale Konjunktur
Weitere Risiken betreffen die internationale Wirtschaftsentwicklung. Eine markantere Abschwächung der deutschen Industrie könnte die betroffenen Bereiche der Schweizer Wirtschaft stärker belasten als erwartet. Auch die chinesische Wirtschaft könnte sich deutlicher abkühlen als angenommen. Schliesslich bleibt das Risiko bestehen, dass die Wirtschaftsabkühlung in den USA stärker ausfällt als angenommen oder gar in eine Rezession mündet.
Eine schwächere Entwicklung der internationalen Nachfrage würde sich direkt auf den Schweizer Aussenhandel und auf die hiesige Konjunktur auswirken. Bei einer Materialisierung der verschiedenen Risiken wäre ausserdem mit Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken zu rechnen.
Fragen zu den Konjunkturrisiken
Jede Konjunkturprognose unterliegt einer gewissen Unsicherheit. Nennen Sie drei der im Text aufgeführten, abwärtsgerichteten Risiken. Antworten Sie in ganzen Sätzen.
✪ Eines der im SECO-Text genannten abwärtsgerichteten Risiken für den Schweizer Aussenhandel ist eine markante Abschwächung der Konjunktur in Deutschland. Wieso ist die Konjunktur Deutschlands für den Schweizer Aussenhandel so bedeutsam? Argumentieren Sie.